[30] Robert kommt mit Hochmann und Torf durch die Mitte.
ROBERT. Welch angenehme Überraschung, daß ihr, meine Freunde, die ersten seid, die mich hier auf meiner neuen Besitzung empfangen; seid mir herzlich willkommen!
HOCHMANN. Ihr Aussehn ist vortrefflich; – die wenigen Monate, welche Sie in Ihren Erbschaftsangelegenheiten in Frankreich zubrachten, haben Sie merkwürdig verändert. Sie kommen mir fast wie ein anderer Mensch vor –
ROBERT. Bin auch ein anderer, lieber Freund, bin ein ganz anderer. Im Wesen des Menschen spiegelt sich immer das Bild ab, als welches ihm das Leben entgegentritt, und das Leben ist wie ein Tautropfen; es zeigt sich bald wie eine Träne, bald wie ein glühender Funke, bald wie ein glänzender Demant, je nachdem der Beschauer den Standpunkt verändert. So erging's mir auch; – matt und farblos, wie trübes Gewässer erschien mir mein Leben früher, jetzt erkenne ich es als schäumenden Feuerwein.
HELFER hervortretend. Robert!
ROBERT an seinem Halse. O mein lieber Vetter!
HELFER. Du nennst dein jetziges Leben einen Feuerwein – hüte dich nur vor dem Berauschtwerden.[30]
ROBERT. Um mich davor zu wahren, seid ja ihr in meiner Nähe.
CHRISTOPH. Ihre Ermahnungen werden den Feuerwein gewiß wässern.
ROBERT. Ich habe mir schon so meinen Lebensplan gemacht. – Ich habe dieses Gut gekauft und will mir hier meine kleine Welt gründen. Hier kann ich nicht nur Gutes üben, ich kann auch die Früchte meines Wirkens gedeihen und reifen sehen. – Christoph!
CHRISTOPH. Befehlen Euer Gnaden?
ROBERT. Sind die Beamten meiner Herrschaft bereits versammelt?
CHRISTOPH. Schon seit einer Stunde.
ROBERT. Ich lasse sie ersuchen, herüber zu kommen.
CHRISTOPH ab.
HOCHMANN. Nun werden wir uns entfernen.
ROBERT. Nicht doch, liebe Freunde, bleibt bei mir, ihr stört mich nicht. Tritt zu dem Tische seitwärts, Torf, Hochmann und Helfer stellen sich hinter ihn.