Fünfte Szene.

[90] Vorige. Toßmann.


ROBERT ihn erblickend. Ach willkommen, Freund Toßmann!

TOSSMANN. Guten Morgen! Was seh' ich, Ihre Stirn ist kraus?

ROBERT. Ach – 's ist nichts – ich habe mich nur ein wenig geärgert.

TOSSMANN. Geärgert? Über wen?

ROBERT. Über den Alten da –

TOSSMANN Helfer verächtlich ansehend. Wie kann ein Mann, wie Sie, sich ärgern über so einen armen Teufel? Ich komme als Postillon d'amour. Zieht ein zierliches Briefchen hervor.

ROBERT erbricht und liest. Von Frau von Goldheim; sie nimmt meine Bewerbung an und bittet mich, die einzelnen Punkte des Ehekontraktes mit Ihnen zu besprechen.[90]

TOSSMANN. Haben Sie Zeit, so kann dies sogleich geschehen.

ROBERT. Ich stehe ganz zu Diensten, erlauben Sie mir nur noch einige Verfügungen zu treffen.

TOSSMANN. Nach Belieben!

ROBERT. Darf ich Ihnen indessen eine Zigarre anbieten?

TOSSMANN. Danke verbindlich! Nimmt eine Zigarre. Kann ich Ihnen gleichfalls dienen? Zieht ein elegantes Zigarrenetui hervor.

ROBERT nimmt eine Zigarre aus dem dargereichten Etui. Eine gute Sorte!

TOSSMANN. Fünfzehn Gulden das Hundert! Setzt sich nachlässig und brennt sich eine Zigarre an.

ROBERT. Christoph! Die Vorbereitungen zu dem Feste, welches ich heute geben will, sind doch alle getroffen?

CHRISTOPH. Ganz nach Euer Gnaden Angabe.

ROBERT zu Toßmann. Sie kommen doch auch?

TOSSMANN. Ich werde kommen!

ROBERT. Ich hoffe, Sie werden sich amüsieren. – Ich habe gesucht, die Gesellschaft recht pikant zusammenzustellen und habe deshalb auch die ersten Mitglieder der hiesigen Operngesellschaft geladen.

TOSSMANN. Ei! Sie werden ja in neuerer Zeit ein wahrer Mäcen der Kunst.

ROBERT. Ja, ich liebe das Theater; und die dramatischen Künstler sind mir schon deshalb lieb, weil sie die einzigen Menschen sind, die es wenigstens offen bekennen, daß sie von der Täuschung ihrer Mitmenschen leben.[91]

TOSSMANN. Die Welt sagt aber, daß Sie gewissen Künstlerinnen noch mehr gewogen sind als den Künstlern.

ROBERT. Haha! Sie meinen die niedliche Sängerin Morheim, oh – 's ist alles nur Liebe zur Kunst!

TOSSMANN. Die Liebe zur Kunst kann doch nur im Theater befriedigt werden; – aber Sie sollen sie ja auch besuchen?

ROBERT. Eben aus Liebe zur Kunst! Sehen Sie – an dieser Sängerin wird eben mit Recht getadelt, daß sie zu wenig Schauspielerin ist; aber ich versichere Sie – in ihrem Hause – einem Millionär gegenüber – ist sie die vortrefflichste Schauspielerin. Zu Christoph. War der Juwelier noch nicht da? –

CHRISTOPH. Werde sogleich sehen. Geht zur Seitentür, öffnet sie und spricht zurück. Er ist im Vorzimmer –

ROBERT. Nun – nur herein! Nur herein!


Quelle:
Friedrich Kaiser: Ausgewählte Werke. Band 1, Wien, Teschen, Leipzig [1913], S. 90-92.
Lizenz:
Kategorien: