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1836 |
25. Juni: Friederike Kempner wird in Opatow (preußische Provinz Posen) als zweites Kind des jüdischen Gutspächters Joachim Kempner und seiner Ehefrau Marie, geb. Aschkenazsy, geboren. Ihr dreizehn Jahre älterer Bruder David wird später Gutsbesitzer und Stadtverordneter in Breslau und tritt auch als Schriftsteller auf. |
1844 |
Die Familie siedelt nach Droschkau bei Breslau über, wo ihr Vater ein Rittergut gekauft hat. Sie wird durch ihre Mutter und durch Hauslehrer erzogen. |
1850 |
Schon als junges Mädchen entwickelt sie Interesse für soziale und medizinische Fragen und engagiert sich in der Armenfürsorge. Brieffreundschaft mit August Boeckh, dem Begründer der historischen Altertumswissenschaften, und dem Breslauer Professor der Botanik Christian Gottfried Nees van Esenbeck, der ihren beginnenden Kampf gegen den Scheintod unterstützt und die ersten Gedichte lobt. |
1854 |
»Denkschrift über die Notwendigkeit einer gesetzlichen Einführung von Leichenhäusern« (6. Auflage 1867). Die Leopoldinisch-Karolonische Akademie der Naturforscher ernennt sie für diese Schrift zum Mitglied, was Friederike Kempner wegen ihrer Jugend jedoch ablehnt. Die dem Problem des Scheintodes gewidmete Streitschrift trägt dazu bei, daß 1871 in Preußen eine Frist von fünf bis sieben Tagen vor der Bestattung eingeführt wird. |
1859 |
Beginn der erfolglosen Korrespondenz mit der Cottaschen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart wegen der Publizierung ihrer Gedichte. |
1860 |
»Berenize« (Tragödie). |
1861 |
»Novellen«. |
1864 |
Übersiedlung auf ihr eigenes Gut Friederikenhof bei Reichthal im Kreis Namslau (Schlesien). |
1867 |
»Rudolf II. oder Der Majestätsbrief« (Trauerspiel, Uraufführung 1873 in Berlin). |
1868 |
»Nettelbeck oder Patriot und Kosmopolit« (Novelle). Nach dem Tod des Vaters ist die Familie gezwungen, das Gut Droschkau zu verkaufen. 9. Juli: Tod der von Friederike Kempner angebeten Mutter. Im folgenden Jahr gibt sie deren »Poésies« heraus. |
1869 |
In der Streitschrift »Gegen die Einzelhaft oder das Zellengefängnis« tritt sie für die Abschaffung der Einzelhaft und vorbeugende Verbrechensbekämpfung ein. Sie trägt dazu bei, daß die Einzelhaft zumindest für lebenslänglich Verurteilte abgeschafft wird. Aufenthalt bei dem Pastor und Sozialreformer Hermann Wilhelm Boedeker. |
1870 |
»Hermann Wilhelm Boedeker. Ein Vorbild für viele, welche könnten, wenn sie wollten« (Essay). Nach der Schlacht bei Sedan propagiert sie erfolglos einen Frieden mit der französischen Republik. |
1873 |
Die erste Sammlung ihrer »Gedichte« erscheint. Sie bleibt unbeachtet, bis 1880 eine satirisch-positive Rezension von Paul Lindau in der Wochenzeitschrift »Die Gegenwart« erscheint. In den nun folgenden zweieinhalb Jahrzehnten erreichen die »Gedichten« acht, jeweils vermehrte Auflagen und tragen ihr den ironisch gemeinten Namen der »schlesischen Nachtigall« oder des »schlesischen Schwans« ein. |
1880 |
»Antigonos« (Trauerspiel). |
1885 |
»Das Büchlein vom Menschenrecht« (Streitschrift mit der Forderung nach Abschaffung der Todesstrafe). |
1886 |
»Jahel« (Drama). |
1888 |
»Der faule Fleck im Staate Dänemark« (Lustspiel). |
1893 |
»Miss Maria Brown« (Novelle). 5. März: Nach den großen Stimmgewinnen der Antisemiten-Partei bei den Reichstagswahlen veröffentlicht Friederike Kempner im Inseratenteil der »Breslauer Zeitung« ihr Gedicht »Antisemitismus«. |
1895 |
4. März: Tod des Bruders David in Breslau. |
1898 |
»In der goldenen Gans« (Novellen). |
1899 |
In ihrem letzten Buch »Ein Wort in harter Zeit« tritt sie für den Toleranzgedanken ein und argumentiert gegen den Antisemitismus. In den letzten Lebensjahren führt ein starkes Augenleiden fast zur Erblindung und zwingt sie zu einem stark zurückgezogenen Leben. |
1904 |
23. Februar: Friederike Kempner stirbt im Alter von 67 Jahren auf ihrem Gut Friederikenhof an einem Gehirnschlag. |
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