Im Walde

[189] Tief durch den Wald Gesang erschallt,

Die leichten Vöglein scherzen,

Der Mensch allein, der trägt die Pein

Recht tief im kranken Herzen.


Leicht hüpft der Bach den Blumen nach,

Ihm ist so kühl und helle,

Durchs Menschenherz, da schleicht mit Schmerz

Des heißen Blutes Welle.


Gesang verhallt, Sturm wiegt den Wald

In dumpfen Melodien;

Einsam die Bahn muß Wandersmann

Mit düstrer Wolke ziehen.


Rinn nieder, Tau, aus Wolken grau,

Dich saugt die Blum' in Liebe!

Trän'! bleib zurück im Menschenblick,

Machst Blumen welk und trübe!

Quelle:
Justinus Kerner: Werke. 6 Teile in 2 Bänden, Band 1, Berlin 1914, S. 189-190.
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