Neunter Auftritt

[227] Die vorigen ohne Robert.


DER GREIS.

O Abälard! O was hast du getan?

ABÄLARD mit einer fliegenden Blässe.

Die Wahrheit sagt ich euch, und dieses Haupt

Verpfänd ich kühn der Rache, täuscht ich euch![227]

Als ich das Zelt verließ, lag hingestreckt

Der Guiskard, und nicht eines Gliedes schien

Er mächtig. Doch sein Geist bezwingt sich selbst

Und das Geschick, nichts Neues sag ich euch!

EIN KNABE halb auf den Hügel gestiegen.

Seht her, seht her! Sie öffnen schon das Zelt!

DER GREIS.

O du geliebter Knabe, siehst du ihn?

Sprich, siehst du ihn?

DER KNABE.

Wohl, Vater, seh ich ihn!

Frei in des Zeltes Mitte seh ich ihn!

Der hohen Brust legt er den Panzer um!

Dem breiten Schulternpaar das Gnadenkettlein!

Dem weitgewölbten Haupt drückt er, mit Kraft,

Den mächtig-wankend-hohen Helmbusch auf!

Jetzt seht, o seht doch her! – Da ist er selbst!


Quelle:
Heinrich von Kleist: Werke und Briefe in vier Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 1978, S. 227-228.
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Robert Guiskard [Fragment]
Robert Guiskard, Herzog der Normänner. Fragment aus dem Trauerspiel. (Bd. I/2)