[384] Henriettes Zimmer.
HENRIETTE allein. Er kommt nicht! – Sollte mein Bruder mich getäuscht haben? – Sollte der Zweikampf unglücklich abgelaufen sein? Der Graf vielleicht verwundet, – nein, Karl sah heiter aus; wäre Blut geflossen, er hätte anders ausgesehen. Aber die Einwilligung des Vaters – wird er sie erhalten? Sei fleißig, arme Henriette! lege nicht die Hände in den Schoß, als ob du schon eine reiche Gräfin wärst; – er wird nicht einwilligen! – Doch, daß mein eigner Wert den guten Jüngling fesselte, – das, was ich ohne fremden Zusatz bin, – darauf darf ich doch ein wenig eitel sein? Ihr guten, reichen Mädchen! Die Männerscharen, die zu euern Füßen liegen, und reine Liebe heucheln, – o könntet ihr mit all eurem Golde ein Fensterlein in jede Brust erkaufen, wie würdet ihr erschrecken? Darum danke ich Gott, daß ich ein armes Mädchen werden mußte, um ein Herz zu finden, das meinem Herzen angehört, das kein Onkel Minister, und keine Tante Krösus mir erobert hat. Es wird geklopft. Wer kommt?