[225] Der Teufel hat einmal in alter Zeit, als die Andacht an den Extersteinen noch im Schwange war, die Felsen umstürzen wollen und hat sich deshalb mit aller Macht gegen sie gestemmt, hat sie aber doch nicht umwerfen können; so mächtig aber hat er dagegen gedrängt, daß sich sein Hinterer, wie man noch sehen kann, tief in den Stein gedrückt, auch die lichte Lohe ihm hinten herausgefahren ist und ihren Brandfleck an dem Felsen hinterlaßen hat. Jetzt indeß ist dieser nicht mehr zu sehen, da er von Erde und Buschwerk bedeckt ist.
Von dem großen Steine, der hart über der Heerstraße hängt, sagt man, er werde einst hinabstürzen und eine lippesche Fürstin zerschmettern.
Andere Teufelseindrücke im Stein, Nr. 211; Norddeutsche Sagen, Nr. 185; Grimm, Mythologie, S. 974; Bechstein, Mythe, Sage u.s.w., III, 140. Reiche literarische Nachweise über Eindrücke im Stein bei Schambach u. Müller, zu Nr. 65. Vgl. noch Lyncker, Nr. 42, 43, 44, 50, 60, 61. Maßmann führt den Namen der Felsen bekanntlich auf Agisdor, Egesdor zurück; die älteste Schreibart ist Agisterstein; wenn meine Annahme, daß Agi gleich sanskritisch Ahi, dem Drachen und vom Gebirge her abstürzenden Wildbach sei, richtig ist (vgl. zu Nr. 156 a), so sind diese Felsen passend als das Thor, aus welchem der Drache hervorstürzt, bezeichnet. Vgl. noch Mannhardt in seiner Zeitschrift, III, 82. Das Wort egi, Schlange, steckt nach vielseitiger Annahme auch in althochd. egidehsa, neuhochd. Eidechse, und in deren Gestalt, nur meist geflügelt, pflegen wir uns ja den Drachen vorzustellen. Dem Mittelalter muß die Vorstellung des Gieß- und Sturzbachs[225] als Drachen noch sehr geläufig gewesen sein, denn nur so erklären sich doch wol die Drachenköpfe an den Dachtraufen mittelalterlicher Bauwerke.
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