Avertissement.

[3] Ich unterfange mich auf eine Art, die noch niemalen mein Brauch ware, zum allererstenmal mit einer Brüh-heissen Pastette, welche kürzlich aus dem Back-ofen meines Gehirnes heraus gekommen, eine unterthänige Kost darzureichen. Ich kann nicht läugnen, daß ich den Teig davon schon vor etlichen Monaten zu machen angefangen; allein, da mir diese Kocherey etwas langweilig fürkam, so schwure ich bey dem grossen Freß- und Saufgott Porcolentus keine mit Versen gefüllte Pastette mehr zu verfertigen, sondern wie gewöhnlich bey meinen Prosaischen, und extemporirten Ollapotrien, welche doch meistentheils von einem ziemlichen Geschmack seynd gefunden worden, zu verbleiben; absonderlich, da mir nach der Zeit die alte Megera, und der falsche Freund Momus aus Boßheit Eßig, und Galle in meine Pastetten-sosse geschüttet, in der Meinung, mir dieselbe gänzlich zu verderben. Ich wurde auch dadurch so unruhig, daß, wann der vortrefliche Mund-koch des grossen Jupiters mich durch seine Güte nicht aufgemuntert hätte, so würde meine Pastette kein Mensch gesehen, gerochen, noch gekostet haben, und ich denke, dieses wäre recht gut für mich gewesen, dann durch diese Unterlassung hätte ich mich nicht der Bluts-freundschaft des beständig tadlenden Momus ausgesetzet, welches in der Welt meisten theils Menschen seynd, welche man unter die Tag-diebe zehlet, und keine andere Verrichtung haben, als anderer Leute ihre Schriften zu critisiren; allein Messieurs! Ich will mich für diesesmal in etwas in voraus expliciren. Ich habe ein Original geschrieben, ich habe mich an keine Sclaven-mäßige Ubersetzung gebunden, ich habe das Thema, und die Verse selbsten gemacht,[3] und ich nenne dieses kleine Werk eine Critique, oder Parodie, über die sonst von vielen Teutschen Trouppen sehr übel vorgestellten Tragœdien. Genug, unser Hanns-wurst stellet dabey den Kulican, und ich, welcher sonst die lustigen Caracteurs agire, die Prinzeßin Pumphia vor, und alle Spropositi, welche darinen erscheinen, werden genugsam denen, die von einem feinen, und guten Geschmack seynd, zeigen, wohin meine Comœdie, oder Tragœdie ziehlet. Schließlich sage ich, daß sich meine Critique nicht so gut wird lesen lassen, als man sie auf dem Theater wird sehen, und hören können, dann ich habe das Vergnügen unter einer Gesellschaft auserlesener Acteurs zu seyn, welche meistens ihre Rollen ausnehmend gut vorstellen. Die Straffe meiner Ubernehmung in Verfertigung dieses Werkes habe ich mir schon selbst dictiret, weilen mein armer Cörper durch einen acht Ellen weiten Strick-rock, und einen schweren Frauen-kleid ohne dies durch etliche Stunden genugsam wird gequälet seyn. Ich wünsche, und hoffe einen gnädigen Befall, und empfehle mich dem geneigten Leser zu Gnaden.

Joseph Kurtz,

Comicus Bernardon.[4]

Quelle:
Joseph Kurz: Prinzessin Pumphia. Wien 1883, S. 3-5.
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