285. In ein Stammbuch eines Franzosen

[84] Was holt vom Nachbar nicht sich über unsern Rhein

Mein Landsmann alles her? Die Moden, Kochkunst, Wein,

Die Sprache, die er gern statt seiner eignen spricht,

Nur daß er sie zu öfters radebricht.

Doch, daß der Gallier sein Land vor allen ehrt,

Bey Rang und bey Geburt auch Kunst und Wissen schätzet,

Durch richtigen Geschmack, durch feinen Witz ergetzet,

O würde das von ihm der Deutsche mehr gelehrt!


Quelle:
Abraham Gotthelf Kästner: Gesammelte poetische und prosaische schönwissenschaftliche Werke, Theil 1 und 2, Teil 1, Berlin 1841, S. 84-85.
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