3. Szene.

[77] Vorige. Gottlieb. Hempel von links.


GOTTLIEB. Vater, hier ist Herr Hempel.

CLARA macht sich rasch von Rudolf los und setzt sich neben Marie auf das Sopha.

RUDOLF. Hören Sie mal, Hempel, wer hat mir denn die neuen Stiefel gemacht?

HEMPEL. Ich glaube, der Dresdener.

RUDOLF. Ich habe noch extra gebeten, Ihr sollt meine Hühneraugen schonen – es ist ein Skandal, daß ich in meiner eigenen Werkstatt nicht ein Paar ordentliche Stiefel kriegen kann. Ich werde sie mir noch selber machen müssen.[77]

HEMPEL. Nicht doch, Meister, ich werde Ihnen Maß nehmen, und dann können wir ja 'n neuen Leisten machen.

RUDOLF. Ja, nachher. Nimmt vom Tisch ein paar Geldrollen. Es ist Sonnabend heute. Hier, zahlen Sie den Wochenlohn aus. Der Lipsky ist ja wohl einen Tag fortgeblieben?

HEMPEL entschuldigend. Ja, am Mittwoch, als wir seine Frau begraben haben.

RUDOLF. Ich weiß. Leise zu Hempel. Schieben Sie ihm den Zwanzigmarkschein mit unter den Lohn. Drückt Hempel einen Schein in die Hand. Aber sorgen Sie dafür, daß er sich nicht bei mir bedankt.

HEMPEL. Ach, Meister, Sie sind doch –

RUDOLF. Still! Nachher können Sie mir Maß nehmen.

HEMPEL geht ab nach links.

RUDOLF auf der rechten Seite zu Gottlieb. Hast du deine Aufgaben schon gemacht?

GOTTLIEB. Ja, die ganze Tafel voll.

RUDOLF. Dann kannst du mit Carl ein Stündchen auf dem Hof spielen.

CLARA. Gottlieb!

GOTTLIEB zu Rudolf. Meint die Mutter mich?

RUDOLF. Natürlich, geh' hin.

GOTTLIEB zu Clara gehend. Was befiehlst du, Mutter?

CLARA. Gieb gut auf Carlchen Acht, wenn Ihr auf den Hof geht; seid nicht so wild.

GOTTLIEB. Aber Ball dürfen wir doch spielen?

CLARA. Ja, aber keine Fensterscheiben einwerfen.

GOTTLIEB Carl, der noch immer an der Erde sitzt, bei der Hand nehmend. Komm, wir gehen 'raus. Geht mit Carl ab durch die Mitte.


Quelle:
Adolph L’Arronge: Gesamt-Ausgabe der dramatischen Werke. Berlin 1908, S. 77-78.
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