[93] Vorige ohne Frau Gieseke.
FRANZISKA. Eine aufgeblasene Person! Kann mir gar nicht imponieren.[93]
EMILIE. Schweige doch, Franziska. Du bist immer vorlaut.
FRANZISKA die Achsel zuckend. Pah! –
ALBERTINE. Aber Ihnen darf ich doch noch ein Täßchen einschenken, liebe Klinkert?
FRAU KLINKERT. Ich bin so frei, liebe Hasemann. Albertine und Frau Klinkert nehmen ein Strickzeug zur Hand.
EMILIE. Wo ist denn Rosa eigentlich?
FRANZISKA. Im Konservatorium, zur Klavierstunde.
EMILIE. Sie treibt das Klimpern wohl professionsmäßig? Ich möchte wissen, was das für einen Zweck hat?
ALBERTINE. Was für einen Zweck? Nun, ich denke, ein junges Mädchen, das eine so feine Bildung besitzt, wie Rosa, kann Ansprüche machen.
FRAU KLINKERT. Das ist wahr.
EMILIE. Warum hast du mich denn nicht auf das Konservatorium geschickt?
ALBERTINE. Erstens hast du kein Talent für Musik, und dann hast du einen simplen Schlosser geheiratet, der so was nicht beansprucht.
EMILIE. So? Wer sagt dir, daß mein Mann nichts beansprucht? Er beansprucht sehr viel, und wenn ich Klavier spielen oder sonst was Unterhaltendes könnte, wer weiß, ob er dann –
ALBERTINE. Ob er dann? – was? Hast du über deinen Mann zu klagen?
EMILIE. Nicht doch, Mutter.
ALBERTINE. Fränzchen!
FRANZISKA welche sich neugierig genähert hatte. Mutter?
ALBERTINE. Geh, mein Kind, du kannst im Garten weiter lesen.
FRANZISKA. Nein. Warum soll ich denn nicht zuhören?
ALBERTINE. Es paßt sich nicht. Geh', mein Herzblatt, widersprich nicht.
FRANZISKA. Ich bin aber schon konfirmiert, ich kann alles hören, ich lese sogar Dumas fils.
EMILIE. Sei doch nicht immer so naseweis.
FRANZISKA. Ach, du hast mir gar nichts zu sagen.
ALBERTINE. Fränzchen, du wirst mich doch nicht böse machen wollen? Also geh', mein Kind.
FRANZISKA nimmt brummend ihr Buch. Ich bin kein Kind mehr, ich lasse mich nicht immer 'rausschmeißen. Aergerlich durch die Mitte ab.