6. Szene.

[159] Hasemann. Albertine. Franziska.


ALBERTINE. Was nimmst du dir denn eigentlich heraus?

HASEMANN wieder ruhig. Ich stehe gleich zu deinen Diensten. Zu Franziska. Was machst du hier?[159]

FRANZISKA. Meine Arbeiten – deutschen Aufsatz.

HASEMANN. Warum arbeitest du nicht auf deinem Zimmer?

FRANZISKA. Na, weil's mir nicht paßt.

HASEMANN. Weil du hier alles besser behorchen kannst, was gesprochen wird, nicht wahr?

ALBERTINE. Du hast dich doch sonst nie darum gekümmert, wo das Kind arbeitet!

HASEMANN. Aber jetzt werde ich mich darum kümmern; auch was sie arbeitet, will ich sehen!

FRANZISKA lachend. Du, Vater, willst meine Arbeiten durchsehen? Haha!

HASEMANN. Was gibt's da zu lachen? He? Holt aus.

ALBERTINE Hasemann aufhaltend. Aber Mann –

HASEMANN ruhig. Ich stehe gleich zu deinen Diensten. Zu Franziska. Wenn du dich noch einmal unterstehst, mir so 'ne freche Antwort zu geben, dann sollst du mich kennen lernen. Her das Buch!

FRANZISKA. Meine Arbeit?

HASEMANN. Ja, verstehst du nicht Deutsch?

FRANZISKA. Es ist ja Poesie.

HASEMANN. Das schadet nichts, es ist mir gerade sehr interessant, deine Poesie kennen zu lernen. Her mit dem Buch – so! Und nun mach', daß du fortkommst.

FRANZISKA. Mutter?

ALBERTINE. Nein, ehe ich solch ein Benehmen dulde –

HASEMANN. Ich stehe gleich zu deinen Diensten. Zu Franziska. Marsch! Du kannst in den Garten gehen, wenn ich dich brauche, werde ich dich rufen. Na, was stehst du noch da und glotzest Muttern an? Wenn ich was befehle, ist das gerade so gut, als ob es die Mutter sagt. Nicht wahr, Albertine?

ALBERTINE mit unterdrücktem Zorn. Allerdings – ja. Geh, mein Kind.

FRANZISKA im Abgehen für sich. Na, wenn die Mutter sich das gefallen läßt, dann begreife ich sie nicht. Ab durch die Mitte.


Quelle:
Adolph L’Arronge: Gesamt-Ausgabe der dramatischen Werke. Berlin 1908, S. 159-160.
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