[168] Emilie. Wilhelm.
EMILIE von links. Du bist schon wieder da? Hast du Eduard gesprochen?
WILHELM. Ja. Aber erst sage mir mal, was hat deine Mutter dir wieder von mir erzählt?
EMILIE. Von dir? Wir haben von dir gar nicht gesprochen. Rosa ist da – zwar sehr niedergedrückt, aber doch viel freundlicher und liebevoller als sonst. Sie hat mit der Mutter eine ziemlich ernste Auseinandersetzung gehabt.
WILHELM. Und von mir war gar nicht die Rede?
EMILIE. Mir scheint, du hast ein böses Gewissen?
WILHELM. Ach, Unsinn! ich dachte nur, weil – na, lassen wirs. Also, ich habe Eduard gesprochen. Der Junge ist ganz toll – er springt herum wie ein Hase im Kohl, pfeift ein Liedchen und Lispelnd. arbeitet mit der Zunge gegen die Zähne, daß man fast kein Wort versteht. Nur so viel habe ich verstanden, daß er selber mit Körner sprechen will. Er ist auch schon auf dem Wege zu ihm. Was sagt denn Rosa? Wird sich die Geschichte wieder zusammenziehen?
EMILIE. Ich weiß nicht, Rosa ist sehr mutlos.
WILHELM. Aber, wenn es nun wirklich zur Scheidung kommt, was wird dann aus dem Jungen?
EMILIE. Der bleibt natürlich bei der Mutter.
WILHELM. Das glaube ich nicht, Knaben gehören dem Vater; ich wenigstens würde mir meinen Jungen nicht nehmen lassen.
EMILIE. Das hätte doch das Gericht zu entscheiden, und wenn einer so verschrobene Grundsätze über Erziehung hat, wie du –[168]
WILHELM. Ach, du meinst wohl, für deine barbarische Handlungsweise wirst du eine Prämie bekommen? Du wärst ja imstande, mitten im Winter ein Loch ins Eis zu hauen und das Wurm hineinzustecken, damit es nur ja kalt genug wird. Wer aber kein Gefühl hat für die zarte Konstruktion eines Kindes, der ist gar kein Mensch, vor allem keine Mutter.
EMILIE. Also ich bin keine Mutter?
WILHELM. Nein.
EMILIE. Ach, was bist du denn? Ein Zuckerstengel, ein Sirupskuchen, aber kein Mann, kein Vater.
WILHELM. Ach, du wirst mir wohl sagen, ob ich ein Vater bin!
EMILIE. Und du hast gar kein Urteil darüber, ob ich eine Mutter bin.