Vorbericht des Herausgebers

Diese Briefe, die ich hier besonders Leserinnen gedruckt vorlege, bedürfen keiner Empfehlung; und wenn sie einer bedürften, wäre ich, wie ich mich sehr gerne bescheide, der Mann nicht, der ihnen diesen Dienst leisten könnte. Denn außerdem, daß ich, in der litterarischen und übrigen feinen Welt gleich unbekannter Alte kein Gewicht haben möchte, käme ich auch zu spät, da schon verschiedene dieser Briefe in der Iris gedruckt stehen.

Also nur ein Paar Worte über diese Ausgabe in Gestalt eines ordentlichen Büchleins für sich selbst: –

Der oft unwahre Fürwand, »man hat mich ersucht, drucken zu lassen« ist hier nicht nur völlig wahr, sondern es wird sogar auch, da die Veranlassung zu diesem Ersuchen in der Iris zu Tage liegt, nicht einmal unwahrscheinlich seyn, daß verschiedene gute Frauenzimmer, von manchen Orten her, die Verfasserinn ersucht haben. – Ob außer mir Alten auch viele junge Mannspersonen? weiß ich nicht; sollte es aber fast nicht glauben, weil mir es scheint, als müßten viele darunter es fühlen, daß die Verfasserinn ihnen ihre[4] Puppen zu verderben und zu verschließen Willens ist.

Also hätte die natürliche Neigung der Frau Verfasserinn, ihre junge Schwestern zu verbinden, schon den Entschluß, »drucken zu lassen,« erzeugen und rechtfertigen können. Es kam aber noch eine Ursach hinzu. – Ich sagte diese gerne, weil sie so gut ist, als – – aber, wer würde nicht glauben, daß zwischen der Verfasserinn und dem Herausgeber eine Verbindung sey? Und, Gottlob! sag' ich, es ist eine da; aber sie hat keine Lobrednerey zum Zwecke.

Vielleicht wundert es einige Leser, warum ich Unbekannter die Ausgabe[5] besorge, und weder ihr Ehegemahl, noch der Herausgeber der Sternheim, noch der Iris, oder sonst jemand von ihren bekannten würdigen Freunden? Wenn ich noch jung wäre, könnte die nicht unerlaubte Absicht dabey Statt gefunden haben, mich bekannt zu machen; so aber, ist die Ursach blos diese: vorgedachte Männer sind jeder mit eignen, für das Publikum mehr oder minder nützlichen Unternehmungen beschäftigt, und ich Müssiggänger, in Vergleichung mit ihnen, konnte die männlichen Verrichtungen bey Besorgung des Drucks besser abwarten; deswegen bat ich darum, und erhielt meine Bitte.

Daß ich (in allem Ernste! ohne Vorbewußt meiner Freundinn,) auf den[6] Titel gesetzt: »Von der Verfasserinn des Fräuleins von Sternheim,« hoffe ich dey. Ihr dadurch zu entschuldigen, daß das schon in den letzten Bänden der Iris gesagt worden ist; denn sonst denke ich über diesen Stempel eben so, wie sie selbst.

Also bloße Nachricht (denn es soll weder Drohung noch Schmeicheley für Leser und Leserinnen seyn, da mirs vorkommt, als sagte ich dies hiermit im Namen meiner edlen Freundinn,) füge ich hinzu, daß ich noch Vorrath an Handschrift zur Fortsetzung besitze, und es nunmehr bey den Leserinnen hauptsächlich steht, wie bald sie den Verleger, Herrn Richter, zum Druck des[7] folgenden Bandes bereden, und dadurch die hier ungesagte gute Absicht der Verfasserinn befördern helfen wollen.


W–r, den 26sten März, 1779.

B**.

Quelle:
Sophie von La Roche: Rosaliens Briefe an ihre Freundin Mariane von St**. Theil 1–3, Teil 1, Altenburg 1797.
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