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[39] Eine Burg in der Nähe von Worms. Die Bühne stellt den Rittersaal der Burg dar. An der linken Seite der Szene ein Kabinett. In der halb geöffneten Tür desselben steht, sich verbeugend, im Begriffe, das Kabinett rückwärts gehend zu verlassen, das Gesicht also nach dem Innern des Kabinetts gekehrt, der kaiserliche Rat Hans von Renner.
KARL V. im Innern des Kabinetts.
Und habt Ihr alles dies mit ihm geordnet,
So meldet's mir. – Für niemand anders bin ich
Zu sprechen.
RENNER sich verbeugend.
Kaiserliche Majestät, ganz wohl!
Er zieht die Tür des Kabinetts zu und nähert sich dem Vordergrund.
Merkwürd'ger Jüngling, dieser Karl! Es sitzt
Auf seinen einundzwanzigjahr'gen Schultern
Ein Haupt, das seine fünfzig Jahre zählt,
So ernst-verständig und so klug bedacht,
Wie es der Jugend kaum gegeben ward!
Fast ist es wider die Natur, so reif
In seinem Alter, so verschlossen schon
Zu sein! – Wer könnte ihn durchschauen? Wer
Durchblicken das, was er verbergen will?
Nur eins ist klar! Ein nicht gemeiner Geist
Weilt in des Jünglings streng gemeßnem Wesen!
Er ist einen Augenblick in Sinnen verloren.
Und doch! nicht einen Zug von ihm! Ja, Max,
Du warst ganz anders' du warst noch ein Kaiser,
Wenn deiner ich zurückgedenke – denke,
Wie du in deiner guten Zeit so vor mir
Standest – ist's mir, als ob sich mindere
Die Last der siebzig Jahre, die mich drückt!
Vor meinem Auge hast du nie gealtert,
Stets sehe ich in Jugend-Fülle dich,[39]
Wie dir das blonde Haar lang runter floß,
Die blauen Augen, deren heller Glanz
Wie Sterne funkelte, die freie Stimme,
Die mild und sicher wie Musik ins Herz
Der Menschen drang, die offne, lichte Stirn
– Die war ein Spiegel! Da könnt' jeder lesen,
Was drauf geschrieben stand, und las doch nur
Die edelsten, die deutschesten Gedanken.
O Max, warum bist du vor mir gestorben!
Mir ist's, als hättest du mit fortgenommen
Alles, was dieses Herz erfreuen kann.
Geändert ist die Welt, die mich umgibt,
Du warst der letzte deutsche Ritter noch,
Der letzte Mann –
Franziskus tritt auf.
Doch nein, was klage ich!
Da kömmt noch einer, der ihm gleicht! Ein Deutscher,
Wie Max es war und den er selbst geliebt,
Wie ich ihn liebe! – Gott zum Gruß, mein wackrer Franz!
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