2. Auftritt

[65] Vorige. Klapproth.


ULRIKE. Ist das eine Idee![65]

KLAPPROTH ist schon früher von rechts vorn aufgetreten und hat sich hinter Ulrike geschlichen, sagt plötzlich. Guten Morgen! Die Damen fahren erschreckt auseinander. Sind die Zeitungen schon da?

IDA. Jawohl, lieber Onkel.

ULRIKE. Hier liegen sie.

KLAPPROTH. Danke. Sapperment, da habe ich ja doch wieder vergessen, an meinen Bankier betreffs Alfreds zu schreiben. Zu Ulrike. Du hättest mich auch einmal daran erinnern können.

ULRIKE. Du magst es ja nicht leiden, wenn man sich in deine Privatangelegenheiten mischt.

KLAPPROTH lacht plötzlich laut auf. Die Damen fahren erschrocken zusammen und wechseln erstaunte Blicke, für sich. Da muß ich wieder an den verrückten Major denken, an den Gröber, den man auch nicht erinnern darf. Laut. Langt mir mal meine Pfeife her. – Merci! – So! Und jetzt laßt Euch nicht abhalten, wenn Ihr im Haushalt etwas zu besorgen habt. Zündet die Pfeife an, setzt sich bequem in den Lehnstuhl und nimmt die Zeitung.

ULRIKE. Kommt Kinder!

ALLE DREI DAMEN Mitte ab.

KLAPPROTH. An den Bankier werde ich nachher schreiben, vorerst will ich in aller Gemütsruhe meine Zeitung lesen! – Eigentlich könnte ich auch einmal einen Artikel über meine Beobachtungen und Erlebnisse von neulich in der Heilanstalt[66] schreiben. Es war doch höllisch interessant, aber offen gestanden, noch einmal möchte ich doch mit den Hausgenossen der »Pension«, wie Schöller seine Anstalt schmeichelhafter Weise nennt, nicht zusammenkommen. Der Verkehr mit solchen Menschen ist und bleibt gefährlich. 's ist nur ein Glück, daß solche Patienten so streng beaufsichtigt und fest verwahrt sind, denn sonst –

ULRIKE durch die Mitte. Philipp, es ist ein Herr gekommen, der dich zu sprechen wünscht. Er scheint's sehr eilig zu haben.

KLAPPROTH. Ich lasse bitten.

ULRIKE ab.

KLAPPROTH. Wer mag denn das sein?


Quelle:
Carl Laufs: Pension Schöller. Berlin 11[o.J.], S. 65-67.
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