[1554] Blanka. Äbtissin.
Blanka erholt sich vollends.
ÄBTISSIN. Er ist weg.
BLANKA. Ach hätt ich ihn nicht gesehn, er hat meine Andacht getötet, und meine Gebete vergiftet.[1554]
ÄBTISSIN. Liebste Tochter!
BLANKA. Ich bin nicht Ihre Tochter – ich bin eine Buhlschwester im Nonnenkleide! Sehen Sie das Samenkörnchen der Hoffnung, das er aussäte, ist schon aufgeschossen, Wünsche sind seine Blüten, und wahrscheinlich Verzweiflung seine Frucht. Pflicht und Gelübde habt ihr denn nicht ein einziges Wort der Stärkung für die arme Blanka? – ach sie sind stumm!
ÄBTISSIN. Oder du bist taub, Blanka.
BLANKA. Nicht doch, hör ich es doch, wenn die Liebe nur eben Julius lispelt! Äbtissin, sagte er nicht, die Tage der Freude sollten wiederkommen, in einem entfernten Winkel der Erde wiederkommen? Er hält, was er verspricht. Ja ich sehe schon die Fackeln im Kloster, und höre die Tritte der Pferde, und das Geräusch der Segel. – Ha – itzt sind wir da – in dem entferntesten Winkel der Erde! – diese Hütte ist klein; – Raum genug zu einer Umarmung. – Dies Feldchen ist enge – Raum genug für Küchenkräuter und zwei Gräber; und dann, Julius, die Ewigkeit; – Raum genug für die Liebe!
ÄBTISSIN. Du schwärmst! – Entferne dich von hier, komm mit in den Garten, komm Blanka.
BLANKA. Wohin! wohin! Unter die asiatischen Palmen oder die nordischen Tannen?
Gehn ab.
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Julius von Tarent
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