[20] Leipzig. Allhier ist in der Weidemannischen Buchhandlung herausgekommen: [Johann Jacob Bodmer:] Noah, ein Helden-Gedicht. Frankfurt und Leipzig. 1750. In Okt. 71/2 Bogen. Man sieht wohl, daß dieser neue Heldendichter den »Messias« des Hrn. Klopstocks nachahmen will. Ob es nun gleich scheint, daß er dadurch, wodurch dieser sich so viel Ruhm erworben, sich nicht gleich großen Beifall zu versprechen haben werde, so ist doch nicht zu leugnen, daß viel Züge einer erhabenen Dichtungskraft darinne vorkommen. Nur wäre zu wünschen, daß nicht auch so viel sogar matte Stellen mit untergelaufen wären. Von der ganzen Einrichtung können wir nichts sagen, weil der Verfasser der neuen Mode, die Heldengedichte stückweise herauszugeben, gefolget ist. Wir haben hier nur die 2 ersten Bücher vor uns. Übrigens ist es auch in den itzo so beliebten reimfreien Hexametern geschrieben. Wir wollen unser Urteil von dem poetisch-pedantischen Eifer wider die Reime bis auf ein andermal versparen, und nur itzo etwas von den Deutschen Hexametern gedenken. Es ist nicht zu leugnen, daß die Deutsche Sprache dieser Versart fähig ist: es ist aber auch gewiß, daß sie weit weniger dazu geschickt ist, als die Lateinische und Griechische Sprache. Statt der Beweise wollen wir hier nur die beiden eben erwähnten Heldengedichte, den Messias, und den Noah, anführen. Kann man etwas höckrichters in einer Sprache hören, als die hexametrische Versart dieser beiden Gedichte? Beleidigt wohl die elendeste Prose empfindliche Ohren so sehr, als hier die beständige Verlängerung der kurzen und Verkürzung der langen Sylben? Besonders scheint der Verfasser des Noah keinen Begriff von der Lateinischen Prosodie zu haben. Außer dem angezeigten Fehler bringt er die Zäsur fast niemals an den gehörigen Ort. Man lerne also ja bessere Deutsche Hexameter machen, eh man[20] uns diese Versart so mit Gewalt aufdringen will. Ist in den Vossischen Buchläden für 4 Gr. zu haben.[21]