[144] DES BARBIRERS WEIB fällt ihm um den Hals / und sagt. Ach hertzliebster Schatz / müßt ihr de noch sterben?
CHIRURGUS. Freylich / liebster Schatz / muß ich sterben / uñ euch samt allen armen Kindern hinter mir lassen.
WEIB. Ach! Ach! Ach! wovon soll ich denn mit den armen Kindern leben? Ach! Ach! Ach! daß der Schelmische Soldat nimmermehr ins Hauß ko ien wäre!
CHIRURGUS. Wünschen ist umsonst. Was geschehen ist / das bleibt geschehen. Wenn der wenige Vorraht an Gelde verzehret ist / so verkauffet meine instrument und Bücher. Daraus könnt ihr einen ehrlichen Pfennig lösen.
WEIB. Ach! Ach! wenn ich euch lösen könte / Liebster Schatz! Ich wolte die Kleider vom Leibe verkauffen. Ach was ist denn euer Vrtheil?
CHIRURGUS. Das hab ich noch nicht hören ablesen. Doch sagen die Gerichtsdiener / man werde mir erst die rechte Hand / damit ich den Soldaten aufgeschnitten / darnach das Haupt abhauen / und so dann den Leib auffs Rad legen.
[144] Weib sinkt nieder in Ohnmacht.
Der Barbirer richtet sie auf.
LICTOR greifft ihn an und sagt. Fort / fort / die Herren Richtere werden schon mir verwundern und unwillen unserer warten.
CHIRURGUS nimmt das Weib in die Arm und spricht. Nun gehabt euch mit den Kindern wohl und gedenket meiner im besten. Ihr Kinder aber hütet euch vor allem Vorwitz / und / weil man denen Barbirern also lohnet / so bleibet nicht bey dieser Kunst / sondern erlernet sonst was redliches.
DER DRITTE ODER KLEINSTE SOHN. Ach hertzliebster Vater / wo wollt ihr denn hin gehen? Wollt ihr über Feld reisen. Wenn wollt ihr denn wieder kommen?
CHIRURGUS. Am jüngsten Tage mein lieber Sohn.
Giebt allen die Hand / und spricht.
Nun gute Nacht. Inzwischen fölget und gehorchet eurer Mutter.
Büttel reißt ihn fort.