[93] Schade um sie! – daß durch ein feindseliges Geschick ihr Eindruck gehemmt, ihre erschütternde Kraft gelähmt wurde!
Und doch auch nicht Schade um sie! denn sie wird eben so wie Hartknopfs Antrittspredigt ihren innern Werth behalten, wenn gleich die Herzen und Sinnen der Bauern in Ribbeckenau da, durch nicht gerührt wurden.
Hartknopfs Predigten sind geschrieben, und sind ein heiliges Buch, worin für kommende Zeiten Trost und Stärkung liegt.
Aber die Bauern in Ribbeckenau blickten nur nach den leeren Stellen an der Kanzel, und auf dem Orgelgesimse. –
Und ich selbst konnte mich des Lächelns kaum erwehren, wenn ich an das verunglückte Hallelujah dachte.[94]
Alle diese Zufälligkeiten sind aber nun abgefallen, und Hartknopfs Worte glänzen wieder in ihrer ursprünglichen Reinheit und Klarheit.
»Die Zeiten rollen fort und kehren wieder – es ist nichts neues unter der Sonne.« –
»Steh still, o Wanderer, auf dem Pfade und blicke noch einmal zurück, bis dahin wo des Himmels Wölbung auf der Nacht des Waldes ruht.« –
»Du tratest aus dem Dunkel in das Freie, und was du sahst schien dir nicht unbekannt.« –
»Dein Ohr vernahm die längstgewohnten Töne wieder – und du warest schnell der Sprache dieses Landes kundig.« –
»Du fügtest dich in Sitten und Gebräuche, als brächtest du sie selber mit herüber.«
»Du sprachst von dem, was vor Jahrhunderten geschahe, wie von den Angelegenheiten deines Hauses.« –
»Du wußtest dich so schnell in das verwickelte Labyrinth, in das du kamst, zu finden, als wär' es deiner eigenen Hände Werk.« –[95]
»Dir lächelte mit dem Strahlenhaupte, verjüngt aus Morgenwolken dein alter Freund entgegen.« –
»Den hieß dein Auge mit seinem ersten Blicke willkommen – und sieht sich nimmer satt.« –
»Und nimmer hört dein Ohr sich satt – denn keine Zunge erschöpft, was in dem Innersten deines Busens in tiefe Nacht sich hüllt.« –
Ausgewählte Ausgaben von
Andreas Hartknopfs Predigerjahre
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