12. Auftritt.

[58] Scheffler. Bolzau.


SCHEFFLER eilig durch die Mitte. Wo ist er denn – ah da! Lieber Oheim, ich störe doch nicht. Setzt den Hut fort.

BOLZAU. Mich – Sich die Augen reibend. Oh nein – Bei Seite. Ich wollte, Du wärst wo der Pfeffer wächst!

SCHEFFLER. Ich habe den Doctor mitgebracht.

BOLZAU. Welchen Doctor? Wer ist denn krank?

SCHEFFLER. Nun, den Doctor Steinkirch – der bei Dir wohnen soll – ich habe ihn der Tante vorgestellt – er ist im Garten.

BOLZAU. Ei, ei – den hatt' ich ganz vergessen. Nun das ist gut – ich danke Dir. Giebt ihm die Hand. Leb' wohl!

SCHEFFLER. Ich hoffe, er wird Dir gefallen.

BOLZAU. Gewiß – ich danke Dir sehr – Die Hand gebend. leb' mir recht wohl!

SCHEFFLER. Dann bin ich mit meiner Rede fertig – mir ist da eine herrliche Wendung eingefallen – die möchte ich Dir vorlesen.

BOLZAU. Herr Gott – jetzt vorlesen. Resignirt. Na dann bitte, lies – immer drauf los – ist sie lang?

SCHEFFLER. Nein.

BOLZAU. Dann lies sie gleich zweimal hinter einander.

SCHEFFLER. Den Anfang kennst Du. Hat Manuscript herausgenommen und blättert darin. Theure Festgenossen etcetera – Sucht.

BOLZAU. Hm.

SCHEFFLER. Die Harmonie ist etcetera – das kennst Du auch.

BOLZAU. Hm. Schläft ein.

SCHEFFLER. Höre also: Ja, theure Sangesbrüder – die Musik ist ein Tempel – wir sind die Priester darinnen – Bei Seite. Hohe Priester ist noch besser.


Quelle:
Gustav von Moser: Lustspiele. Band 1, Berlin 1873, S. 58-59.
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