[60] Wilhelmine. Bolzau.
WILHELMINE sehr erregt durch die Mitte. Aber Bolzau – was hast Du denn da gemacht?
BOLZAU. Ich?
WILHELMINE. Du nimmst so ohne weiteres Gäste ins Haus.
BOLZAU. Vor der Hand nur einen.
WILHELMINE. Aber es ist ein ganz junger Mann –
BOLZAU. Ist mir lieber wie ein alter!
WILHELMINE. Hast Du denn gar nicht an das Kind, die Ludmilla gedacht – das geht ja nicht.
BOLZAU. Mein Gott – die Gefahr ist wirklich nicht so groß.
WILHELMINE. Ueber den Mann! Ich wache mit peinlicher Sorgfalt über das Kind – halte sie von aller Herrengesellschaft fern – da ladet er einen jungen Mann ein – hier in's Haus ein – bei uns zu wohnen.
BOLZAU. Du thust grade, als ob ich den Wolf in den Schafstall gelassen hätte.
WILHELMINE. Nun wer weiß! Das ist unerhört, Bolzau.
BOLZAU. Aber Minettchen – es läßt sich nicht ändern – ich war Scheffler diese Gefälligkeit schuldig – es ging nicht anders.
WILHELMINE. Ich werde keine ruhige Stunde haben! Aber das weiß ich – ich gehe dem Menschen keinen Augenblick von der Seite; – ich war heut Nachmittag zur Majorin Sporn eingeladen – hatte bestimmt zugesagt – doch jetzt werde ich schnell hinübergehn und mich entschuldigen. Aber was kann in der Viertelstunde Alles geschehn?
BOLZAU. Aber Kind – ich bin doch da.
WILHELMINE. Ja – Du wirst viel sehn![61]
BOLZAU. Nun – manchmal mehr wie Du!
WILHELMINE. Ich werde mich beeilen, so sehr es geht, aber ich bitte Dich inständigst, Bolzau – gieb ja recht Acht.
BOLZAU. Ja doch – ja.
WILHELMINE. Einen jungen Menschen mir in's Haus zu laden, es ist entsetzlich! – ganz entsetzlich! Ab nach rechts.
BOLZAU. Aber wo ist denn nun eigentlich dieser gefährliche junge Mann – ah, da kommt er ja!