1.

[59] Wille gi hören enen nien Sang,

Wat uns heft Koning Johan gedan?


Se hebben also tosamende gespraken,

Se wolden to Brüssel ein Samlent maken.


Se konden sick dar nicht alle beseen,

Do woldens up eine grone Heide teen.


De togen up eine grote Heide,

De heten se vor eine Jittenweide.


Sille Johans Jacob de was darmede,

Dat was jo ehr Bungenschleger.


De Bungenschleger de schlog an:

Darmit so togen se vordan.


Se kemen to Wintbergen in dat Blick:

Dar jageden se ut beide Arm unt Riek.


Se togen to Meldorp in de Stadt

Dar weken ut beide Borger unde Rath.


»De olde Rath is utgewaken,

Koning Johan is ingebraken.«


Carsten Holm de quam darto:

»Min lever Her Hans, wo haget juw to?«
[59]

»Min lever Carsten, ik löve juwe Wort:

Ik mene, it schal hier werden goet.


Min lever Carsten, schnacket eine Wile:

Ik will juw geven dat Schlot tom Tile.«1


»Min lever Herr Hans, ik kans nicht wesen:

Ik mot all mang de Buren wesen.


Denn worden se hier miner enwar,

Wo drade dat ik min Levent verlor.


All up der Heide dar is ein Blick;

Dar wahnet Peters Hans und ik.


Morgen fro kamet to uns to Gaste:

Wi willen juw doen dat allerbeste.


Ik will juw schenken Mede und Win,

Damit schole gi na Lunden teen.


Und steket an de groten Dorp,

Dar liggen de Buren also stark.


Unde steket an dat halve Lant

Dat ander geit juw wol tor Hant.« –


Isbrant dat is ein framer Mann,

De will wol bi Loven stahn:


He gaff dem Lande eine wise Ler

To Hemmingstede2 all vor de Dör:


»Legget juw ein lüttik hier under den Wall,

Dat juw nemant hier scheten schal.


Und legget de Spere wat bi juw neder

Und latet se teen bewesten vör.«


Dat hörten woll dordehalf hundert Mann:

De gingen de groten Garden an.


De Buren repen averlut:

»Schlaet de bugden Garden dot!«


Se schlogen de bugden Garden dot:

De Rüter quam in groter Not.


De Rüter greep einen schnellen Rat,

He wolde up riden na der Stat.


It wart en averst belegt dat Paß:

De Buren schlogen wat dar was.


Se gingen ein weinich wat mank de Wagen,

Dar funden se Saden unde Braden.


»Segget dem Konige gude Nacht,

He heft uns braden Höner bracht.


Tastet to, gi leven Gesten;

Dit gift uns Koning Hans tom besten.
[60]

Gistern weren se alle rike:

Nu steken se hier in dem Schlicke;


Gistern vörden se einen hogen Mot:

Nu hacken en de Raven de Ogen ut.«


Neocorus I, 518; Hans Detleff, Mskr. Fol. 141. – Das Lied ward zum Tanze gesungen. Hans Detleff teilt es in 15 vierzeilige Gesetze und ein (das letzte) sechszeiliges; doch trifft die Abteilung dann nicht überall mit dem Sinne zusammen. Die Melodie umfaßte wohl zwei Reimpaare und wiederholte jedesmal das letzte, so daß auch sechszeilige Gesetze ihr gerecht waren. – Jitte Ziege, auch eine alberne Frauensperson. Bunge Pauke. Blick Flecken. Hagen vgl. behagen. Drade schnell. Love Glaube, Treue. Bugden bauchig, dick, stolz? Saden gesottnes Weißbrot, noch um Fastnacht gebacken. – Nach einer Nachricht bei Neocorus I, 511 waren die Hühner gepflückt und mit Rosinen und Kraut gefüllt, und die Dithmarschen entschlossen sich, weil sie keine Zeit zum Braten hätten, sie zu kochen und die Brühe zu trinken.

Fußnoten

1 Die Tielenburg an der Eider.


2 Zwischen Meldorf und Heide oder Lunden, wohin Carsten Holm den König einlud. Seine Worte werden mit dem neunzehnten Reimpaar zu Ende sein.


Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 59-61.
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