Einundzwanzigster Auftritt


[422] Natzi, gleich darauf Nelkenstein mit zwei Wächtern; die Vorigen.


NATZI eilig hereinlaufend. Der gnädige Herr kommt, der gnädige Herr!

MEHLWURM, SPECHT, CORDULA UND DIE MÜHLKNECHTE. Der gnädige Herr!? –

NELKENSTEIN eintretend. Was in aller Welt geht denn hier vor?

HEINRICH. Der Müller wollte mich statt der Abbitte in den Mühlbach hängen.

NELKENSTEIN. Dacht' ich's doch, daß er Böses im Sinn führe. Meister Mehlwurm, für verübte Gewalttat seid Ihr Arrestant. Wächter, tut eure Schuldigkeit! Die Wächter nehmen Mehlwurm in die Mitte.

MEHLWURM sich an die Stirn schlagend. Verdammt! Ich möcht' aus der Haut fahren!

NELKENSTEIN. Als Arrestant könnt ihr kein Vormund sein; Eure Mündel muß sich schon gefallen lassen, mich zum Vormund anzunehmen, und als solcher gebe ich meine Einwilligung zu ihrer Heirat mit meinem ehemaligen Jäger Heinrich, jetzt Förster in Nelkenstein.

MEHLWURM ganz vernichtet. Mich trifft der Schlag!

HEINRICH UND LENCHEN. Tausend Dank, gnädiger Herr! Küssen ihm die Hand.

EULENSPIEGEL jubelnd. Das is mir lieber als was Dalkets von Mehl!

NELKENSTEIN leise zu Eulenspiegel. Du hast deine Aufgabe gelöst, dein Lohn bleibt nicht aus.

MEHLWURM. Was? Ulrich? Du warst auch –

EULENSPIEGEL. Ich bin der Eulenspiegel und bin nur auf der Welt, um solche dalkete Kerln für ein' Narrn zu halten, wie Sie einer sein.

MEHLWURM wütend. Ich war ein Esel ohnegleichen.

NATZI. Also der is das, was d' Leut' von mir sagen.[423]

EULENSPIEGEL zu Cordula. Du wirst blaß, Luise? Verzeih, mit der Marquisschaft is's nichts.

CORDULA. Luft! Luft! Sie eilt hinaus.

NELKENSTEIN zu Mehlwurm. Seid Ihr andern Sinns, so begnadige ich Euch und Ihr seid frei.

MEHLWURM. Sie sollen sich heiraten – ich geb' mein Jawort! – Grimmig. Ja! Ja! Ja! – aber jetzt laßt's mich hinaus, damit ich vor Gall' zerplatzen kann. Die Wächter lassen ihn los, er stürzt wütend hinaus.

ALLE. Vivat, der gnädige Herr!


Schlußchor


Die Liebenden sind nun vereint, das Hochzeitsfest beginnt;

Mit List gepaart, die Liebe stets den schönen Sieg gewinnt.


Der Vorhang fällt.


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 2, Wien 1962, S. 422-424.
Lizenz:
Kategorien: