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[274] Flora, dann Titus.
FLORA allein. Der war zum letztenmal dort droben. Und wie sich diese Madam Constanz den Männern aufdringt, das ist ausdrucklos!
TITUS erscheint im Schloß am Fenster mit vorgebundener Serviette, ein Fasanbiegel in der Hand. Ah, Frau Garnerin, gut, daß ich Ihnen seh', –
FLORA. Wo bleibt Er denn? ich wart' mit'm Essen. –
TITUS. Ich nicht; ich hab' schon gegess'n.
FLORA. Auf'm Schloß?
TITUS. Bei der Kammerfrau in der Kammer, sehr gut gespeist; es war der erste Fasan, dem ich die letzte Ehr' angetan hab'; mit diesem Biegel is seine irdische Hülle in der meinigen begraben.
FLORA. Es is aber sehr unschicklich, daß Er dort schmarotzt; ich werd' mir das verbieten.[274]
TITUS. Sich können Sie verbieten, was Sie wollen; aber mir nicht, ich steh' nicht mehr unter Ihrer Tyrannei, ich hab' eine andere, eine bessere Kondition angenommen.
FLORA äußerst betroffen. Was wär' das!?
TITUS. Warten S' a bissel, ich muß Ihnen was übergeben.
Zieht sich zurück.
FLORA allein. Kammerfrau, ich kenne dich, das ist dein Werk! Eine Witwe, die selbst einen Liebhaber hat, fischt der andern den ihrigen ab, das wird doch ein Witwenstückl ohnegleichen sein.
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