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[304] Titus, dann später Georg.
TITUS allein. Impertinentes Volk! – Das is wahr, recht liebreich behandeln ein'm d' Leut, wenn ein'm der Faden ausgeht. Im Grund hab' ich's verdient, ich hab' mich auch nicht sehr liebreich benommen, wie ich obenauf war. – Lassen wir das; es wird Abend, in jeder Hinsicht Abend; die Sonne meines Glücks und die wirkliche Sonne sind beide untergegangen im Okzident – wohin sich jetzt[304] wenden, daß man ohne Kreuzer Geld ein Nachtquartier find't – das ist die schwierige okzidentalische Frage. – Das Schloß und die Gärtnerwohnung betrachtend. Zimmer gäbet's da g'nug, aber ich schein' eine Kost zu sein, die der Magen dieser Zimmer nicht vertragt.
GEORG kommt hinter dem Schlosse hervor und tritt Titus mit einem sehr artigen Komplimente entgegen. Herr von Titus?
TITUS über diese Höflichkeit frappiert. Ich bitt' mir's aus, mich nicht für einen Narren z' halten.
GEORG. Ich weiß recht gut, für was ich Ihnen zu halten hab'; Beiseite. ich darf's aber net sagen. Laut. Sie möchten aufs Schloß kommen.
TITUS erstaunt. Ich!?
GEORG. Zu der Kammerfrau.
TITUS. Ich? Zu der Madam Constantia?
GEORG. Dann vielleicht auch zu der gnädigen Frau; aber nicht gleich, erst in einer halben Stund'; Sie können derweil da im Garten spazier'n gehn.
TITUS für sich. Unbegreiflich! – aber ich tu's. – Zu Georg. Ich werd' warten und dann erscheinen, wie befohlen. Wollten Sie aber nicht die Güte haben, dort – Nach links deutend. sind Gartenleute – und ihnen sagen, daß ich mit herrschaftlicher Erlaubnis hier promeniere, denn nach dem Sprichwort: »Undank is der Welt Lohn«, hab' ich Grund zu vermuten, daß sie für das, daß ich s' heut' traktiert hab', jetzt Hinauswerfungsversuche an mir tentiereten.
GEORG. Oh, ich bitt', Herr von Titus, das werden wir gleich machen. Geht, sich artig verneigend, ab.
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