[209] Zun Röm. am 12.
Thu, Herr mein Geschrey erhören.
Es sind unterschiedene Gaben
Die wir haben,
Nach der Gnade, die Gott giebt;
Der, dem er zu Propheceyen
Will verleyhen,
Schaue, daß er es recht übt.
Wer ein Ampt hat, welcher lehret,
Dem gehöret,
Daß er sehe fleissig zu.
Wer ermahnt, gibt und regieret,
Dem gebühret,
Daß er alles hertzlich thu.
Wer Barmhertzigkeit erzeiget,
Sey geneyget,
Daß er ungezwungen sey
Liebe weiß mit falschen Sachen
Nichts zu machen:
Lebet recht, legt arges bey.
Lieb auß brüderlichem Hertzen
Kan nicht schertzen,
Ist ohn allen falschen Schein.
Schaut, daß ihr einander ehret,
Als gehöret;
Nichts an euch soll träge seyn.
Laßt den Geist euch brünstig leiten,
Kennt die Zeiten,
Hofft und duldet; betet viel.
Tragt mit heil'ger Noth Erbarmen:
Herbrigt Armen,
Segnet, der euch übel will.
Freut euch, wenn sich and're freuen,
Weint in Treuen
Wenn ihr bey Betrübten seyd,
Uebt euch, daß ihr gleiche Sinnen
Mögt gewinnen,
Hasset Pracht, liebt Nidrigkeit.
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Geistliche Dichtungen
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