Von Schimpff das 66.

[48] Ein Atzel schalt ein Nun ein Hůrensack.


Es schreibet Meister Felix Hemerlin, das ein Frau, die da sündet mit einem Fürsten, ist eben als wol ein Hůr geheissen, als het sie hundert Bauren gehebt, und ein Nun, die ein Pfaffen hat gehebt, heisset als wol ein Hůr, als het sie 40 Münch gehebt. Also einer, der in einer Dotsünd stirbt, ist als wol verdampt, als het er hundert Dotsünd gethon, als geschriben stot: (Jacob. 2. Qui offendit in uno, factus est omnium reus. etc.) Da schreibt er von einer Klosterfrawen, die het heimlich mit einem Man gesündt. Und uff[48] einmal da gieng sie für eins Burgers Huß anhin, der het ein Atzel, die schrei ůber die Klosterfrau: ›Hůrensack, Hůrensack‹, als dan die Atzlen den Frawen Hůren sagen. Die Klosterfrau erschrack und sprach zů ir selber: ›Wer hat dir mein Heimlicheit gesagt?‹ und meint, als geschriben stot: ›Der Himmel würt dein Sünd offenbaren‹, und bessert sich und thet nit me Unrecht.

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Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 48-49.
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