Von Schimpff das 109.

[75] Der ein schlůg Ballen, der ander Sporen.


Es ritten uff einmal vil Kauflüt mit einander gen Franckfurt in die Meß, etwan zehen oder zwölff, und was auch ein Roßtüscher under inen. Und uff ein Nacht, da man schlaffen solt gon, als man etwan zwen zůsamen legt, wan man nit Bet gnůg hat, da lag der Roßtüscher auch bei einem, der sprach: ›Gůt Gesel, ich bin ein Ballenschlager, und etwan traumt mir, wie ich die Ballen schlag. Ob ich dich hinnacht etwan uff die Naß treff, so wiß, das es ungefert geschicht und in dem Schlaff!‹ Der Roßtüscher[75] antwurt: ›Ich gang vil mit Pferden umb. Dann traumt mir, wie ich sie bereit uff den Kauff und sie stupff mit den Versen‹, und verstůnt dy Sach. Der Roßtüscher als ein einfaltig Scheflin stůnd uff, als wolt er seinen Wein ablassen, und legt sein Sporen an seine Fůß. Da der umb die Mitternacht die Ballen anfieng zů schlagen und den Roßtüscher traff, da fieng der Roßtüscher an zů reiten und stach den Ballenschlager mit den Sporen in den Rucken und in die Schenckel, und wa er in traff, da lieff das Blůt heruß.

Da ward war, das David sprach: (Psal. 41. Abissus abissum invocat.) Das ist: Es ist böß Fuchs mit Fuchs fahen.

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Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 75-76.
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