Von Ernst das 316.

[195] Der Künig ließ einen köpffen.


Es kam ein Meister auß einer Glaßhütten und nam ein klein Trinckgläßlin mit im, das was grün, wie dan die Waltgläßlin sein, und schanckt es einem Künig für ein Gab. Der Künig gedacht: ›Was schenckt er dir an dem Glab?‹ und ließ es fallen, da zerbrach das Glaß nit, aber es fiel ein Bül. Da greiff der Meister bald in seinen Ansser und zohe ein Ambößlin und ein Hemerlin heruß und schlůg die Bül wider uß dem Glaß, als ob es bleiin oder zinnin wer. Der Künig besahe das Glas und sprach: ›Meister, haben ir die Kunst funden, das sich das Glaß laßt hemmern und treiben?‹ Er sprach: ›Ja, Her.‹ Der Künig sprach: ›Haben ir es auch jeman gelert?‹ Er sprach: ›Nein, ich hab es noch niemans gelert.‹ Da sprach der Künig: ›Ir sollen es auch niemans leren‹, und ließ im den Kopff abschlagen, und meint, wan man Glaß künt hemern und schlagen, so wer es kostlicher dan Silber. Dis schreibt Bartholomeus in Proprietatibus rerum in dem Capittel von dem Glaß.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 195.
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