Von Schimpff das 336.

[206] Das Krucifix schlüg eim ein Arm ab, ward darnach sein Feind.


Uf einmal kam ein Buer in die Kirchen, und satzt sich für ein Crutzifix, wie das Bild nit wol angeneglet was und fiel dem Buren ein Arm entzwei. Da sprach der Buer: ›Hat mich der Tüffel in die Kirchen getragen; ich wil aber in einem Jar nit in die Kirchen kumen.‹ Man fůrt in zů dem Scherer. Lang darnach sahen seine Fründ, das er in kein Kirch mer gieng, da strafften in seine Fründ darum und zwungen in, das er müst in die Kirchen gon. Da er zů der Kirchthür kam, da sahe er mit einem Aug zů der Kirchen yn und sahe das Bild Cristi an dem Crütz hangen, da sprach er: ›Ich wil wol in die Kirchen gon und wil mein Hůt gegen dir abziehen und wil für dich niderknüwen, aber ich wil dir in dem Hertzen nit hold sein, du hast mir meinen Arm zerbrochen.‹

Also sein vil Menschen, die in der Kirchen sein, aber sie haben Got nit dester lieber; sie neigen sich und schlagen an ire Hertzen, aber sobald sie uß der Kirchen kumen, so sein sie Johannes in eodem. An dem Morgen hincken sie zů Got, nach dem Imbiß lauffen sie zů dem Tüffel. Die thůn, wie die Juden Cristo thetten; sie knüten für im nider und sprachen: ›Biß gegrüßt, ein Künig der Juden‹; aber sie spotteten sein. Also sie auch; bitten, das in Got verzeihe, und in dem Willen haben das wider zů thůn. Das ist Got gespottet.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 206.
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