Von Ernst das 351.

[213] Alexander fieng ein Rauber.


Der groß Alexander hort von einem grosen Merröber sagen, den ließ er fahen und fraget in, wie er also ein Rauber wer. Der Rauber sprach: ›Darumb das ich arm bin und ein klein Schiff überwind, das ich Narung hab, darumb heiß ich ein Merrauber. Darumb das du mit grosem Gewalt Lender, Stet und Schlösser ynnimest, so heistu ein Künig.‹ Alexander sprach: ›So soltu kein Rauber me heissen‹, und macht in zů einem Hauptman und gab im zweihundert Pferd under.

Was ist der Underscheid, wan ein Dieb in eins Graffen Land oder in einer Stat gefangen würt, der nimpt den Diebstal und henckt den Dieb? Ist es dem Dieb nit recht, und ist dem Herren recht, der es nimpt? Man solt es dem widergeben, dem es gestolen ist. Darumb so hencken die grosen Dieb die kleinen. Der Her, der das Gůt nimpt, ist auch ein Dieb. Was ist ein Diebstal? (Furtum est contrectatio rei aliene invito domino.) Der Diebstal ist nichtz anders dan Bruchung etwas wider den Willen, des es ist.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 213.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Schimpf und Ernst
Sinnreiche Und Unterhaltende Geschichten Aus Frater Johannes Pauli's Schimpf Und Ernst
Schimpf und Ernst