Von Schimpff das 474.

[277] Der Gloken lütet der Gedult.


Ein Ordenßman kam in ein Dorff und kunt nit zů essen überkumen, und ward im auch kein Almůsen. Da lief er in die Kirchen und lütet die Meßglock. Der Meßner kam lauffen und fragt, wer gestorben wer, das er also lütet. Der Ordenßman sprach: ›Götliche Liebe ist dot in disem Dorff; mir ist kein Almůsen hie worden. Darumb lüt ich.‹ Da er uffhort lüten, da fieng der Meßner die gröst Glock an zů leiten. Der Ordenßman fragt, wem er lüt. Der Meßner sprach: ›Deiner Pacientz und Gedult, die du soltest haben, die ist auch dot, deren lüt ich.‹

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 277.
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