Von Schimpff das 542.

[309] Ein Hauptman ward gemalt.


Uf einmal het der Babst ein Krieg wider die Florentiner. Der het ein Hauptman, der was einer von Florentz, der thet den Florentinern grosen Schaden. Die Florentiner legten im zů, er wer ein Verreter, und liessen sein Bildung an die Thürn malen, als hieng er an dem Galgen, als hetten sie in gehenckt, und malten in nackent. Es kam darzů, das die Florentiner Legaten und grose Herren uß dem Rat wolten schicken zů demselbigen Hauptman, das sie ein Friden solten machen, als sie auch thetten. Nun was es in dem Augstmonet uff ein Tag, da er sie wolt für in lassen. Da ließ er in seinem Sal alle Laden beschliesen und macht ein groß Feüer in das Kamin, das der Sal warm ward wie ein Stub, und ließ das Bet zů dem Feuer bereiten, und legt sich an dasselbig Bet, als wer er siech, und ließ Deckbet, mardere und füchsine Schuben uff in decken und ließ die Florentiner zů im kumen. Da nun die Florentiner zů dem Bet kamen und klagten in, wie man dan einem Siechen thůt, und fragten in, was im brest und was er für ein Siechtagen het, er sprach: ›Mir gebrist nichtz, dan das ich zů Florentz an den Thürnen also erfroren bin, da ir mich nackent an den Galgen gemalt haben, und der Nachtwind hat mich angeweiet.‹ Damit wolt er ir Gemelt verspotten. Also ward der Frid gemacht, und můsten sie ir Gemeld abthůn.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 309-310.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Schimpf und Ernst
Sinnreiche Und Unterhaltende Geschichten Aus Frater Johannes Pauli's Schimpf Und Ernst
Schimpf und Ernst