Rübezahl fällt in eine Grube.

[98] Eben dieser Bote referirete mir / wie etliche Handwercks-Gesellen des[98] Ortes gereiset wären; Da sollen sie ungefehr einen andern Mann abweges nicht weit von sich gehen gesehen haben / welcher schleunig für ihren Augen in eine tieffe Grube gefallen / drinnen er unerhört sehr geschryen / gewinselt und umb Hülffe geruffen hätte. Hierzu waren die gedachten Handwercksgesellen hingelauffen / und hätten das Elende was genauer betrachtet / da sie in Anwesenheit von dem gefallenen gebeten worden / ihn herauß zu ziehen / und eine Belohnung davon zu tragen. Was geschicht? Die Bursche lassen sich nicht faul finden /helffen und machen es so gut als sie immer können /daß sie den versunckenen Mann heraus bekommen: Wie es geschehen / da verehret er einem iedweden für die geleistete Treue / eine Sandbüchse / und gehet einen andern Weg: Wie denn auch die Handwercker ihre Strasse nachgefolget seyn. In dem sie nun aber das Geschencke in den Fäusten gehabt / und es für unnützlich[99] erkandt / da haben etliche es für allen Kuckuck weggeworffen; Ihrer zweene sind nur so gescheut gewesen / daß sie die empfangene Büchse auffgehoben haben / welche sie auch ihr lebenlang zu geniessen gehabt: Sintemahl sie befunden haben / daß lauter Goldkörner herausgefallen seyn / wenn sie dran geschüttelt / und damit gestreuet haben. Lasset mir diß pixidem pandoræ seyn?

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 98-100.
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