3.

[60] Vernehmt, ihr Leute fern und nah,

die grausige Historia,

die jüngstens sich begeben hat

zu Düsseldorf der guten Stadt;

vernehmt es all und merkt euch wohl:

Die Narrheit ist jetzt Monopol.


Zu Düsseldorf, bei nächt'ger Zeit,

hört' man ein Läuten weit und breit,

von tausend Glocken, hell und fein,

von tausend Gläsern, voll und rein –

Wir hörten's noch, ich denke wohl,

wär' nicht die Narrheit Monopol.


Es klang herauf aus Kellers Grund,

wie Festgesang von Zechermund,

klang durch die Lüfte keck und frei,

wie Mummenschanz und Schelmerei –

Es klänge noch, ich denke wohl,

wär' nicht die Narrheit Monopol.


Und aus der Tiefe wunderbar,

wie Freiheitsatem hell und klar,

hinauf, hinab den grünen Strand,

die goldne Freude flog durchs Land –

Das war vordem, versteht mich wohl,

eh' noch die Freiheit Monopol.


Das hört der Pascha in Berlin,

und wie er's hört, verdrießt es ihn:

»Auf, auf, Gensd'arm, und wehr dem Ding,

wozu wär' ich der Bodelschwingh?!«

Er dacht', und daran dacht' er wohl,

die Narrheit wär' sein Monopol.
[61]

Und alsofort am nächsten Tag

verkündigt ward beim Trommelschlag,

daß niemand sich darf unterstehn,

in Narrenkappen mehr zu gehn:

Ihr guten Bürger, merkt euch wohl,

die Narrheit ist jetzt Monopol.


So sitzen wir nun traurig all

und haben keinen Karneval,

wir sitzen all und weinen sehr

und trinken aber desto mehr –

O daß sie all der Teufel hol',

die Narren samt ihrem Monopol.


Quelle:
Robert Eduard Prutz: Prosa und Lyrik, Leipzig 1961, S. 60-62.
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Gedichte: Neue Sammlung (German Edition)