Nr. 183. Die Molche.

[179] Hinter dem Buntenbock hatte ein Arbeiter eine Eisensteinsgrube. Er hatte aber in dieser Grube immer so viel Molche von gelbem und schwarzem Aussehen, daß er sie in der Karre herausfahren[179] mußte, denn sie krochen ihm sogar auf sein Essen und verdarben es. An einem Feuer schüttete er dann immer seine Karre um und verbrannte die Molche. Am Morgen nach dem Tage, wo er so viele Karren voll verbrannt hatte, fand er noch einige in der Grube, die glänzeten so eigen. Und indem er auch diese noch ins Feuer tragen wollte, da winkete ihm der Bergmönch; er aber achtete nicht darauf und verbrannte sie. Von nun an arbeitete er im Tauben (ohne Ausbeute). Wäre aber der Arbeiter dem Bergmönch gefolget, so hätte dieser ihm gewiß etwas offeriert und er hätte sein Glück machen können, denn gewiß sind die Molche eitel Gold gewesen. Die Grube ist von dieser Zeit an ganz in Verfall geraten, viele Arbeiter waren schon darin und haben keinen Eisenstein mehr gefunden. Sie heißet jetzt die Molchsgrube zum Andenken an diese Begebenheit. Daß die Molche Gold gewesen sind, stehet zu vermuten nach folgender Geschichte.

Es wollte einmal ein Mann seinem Nachbar einen Schabernack anthun, der rapte einen Sack voll Molche ein, die schüttete er über die Thüre dem Nachbar auf die Diele, der langte nun bei ihm einen Himpen (ein Getreidemaß) fort, er aber war politisch und machte unten etwas Leim daran, um zu sehen, was der zu messen habe. Wie er den Himpen zurückbekam, sah er, daß es Gold gewesen ist – das sind die Molche gewesen, mit denen ihm der Nachbar hat einen Schabernack thun wollen.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 179-180.
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