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[351] Er war geliebt (das heißt: so glaubte

Sein Schwärmerherz) und war beglückt.

Wohl dem, dem nichts die Einfalt raubte.

Der ohne Mißtraun weltentrückt

Sich näher träumt dem schönsten Ziele,

Wie ein Betrunkner auf dem Pfühle,

Gefäll'ger: wie der Schmetterling,

Der duftberauscht am Blümchen hing.

Doch wie bedauernswert dagegen,

Wer nie sich mehr am Schein erfreut,

Ernüchtert durch die Wirklichkeit

Gewohnt ist, stets Verdacht zu hegen,

Sein Herz versperrt, sich nie vergißt

Und keines Leichtsinns fähig ist!
[351]

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 351-352.
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