[201] Schönburg. Witte.
WITTE. Gott sey gelobt! O, wie viel Dank bin ich Ihnen schuldig – – –
SCHÖNBURG. Halt! der Dank kommt zu früh.
WITTE. Sie erschrecken mich. Wie so?
SCHÖNBURG. Sie sehen wohl, der junge Mensch ist ein Tollkopf.
WITTE. Ja, wenn er nicht der Neffe eines Ministers wäre, man könnte ihn für verrückt halten.
SCHÖNBURG. Unter uns! ich glaube, er ist es bisweilen: ich könnte Ihnen Unglaubliches davon erzählen. Jetzt ist er, vielleicht nicht mit Unrecht, wüthend auf[201] meine Nichte; ich kann mich aus guten Gründen durchaus nicht darein mischen. Weiß Gott, was geschehen wird.
WITTE. Ach Himmel! ich fürchte mich grade nur vor dem, was geschehen wird; sonst weiß ich nichts von Furcht.
SCHÖNBURG. Ich höre, es kommt noch diesen Abend ein Trupp reisender Studenten nach. Wenn sie nun in der Nacht das Haus meiner Nichte angreifen? Was thun denn Sie?
WITTE. Ja, was thue ich unglückseliger Director?
SCHÖNBURG. Legen Sie sich darein, so ist die Frage, ob Sie stark genug sind, die Tollköpfe zu bändigen? und gelingt es Ihnen auch, was wird die Generalin, was wird gar der Minister dazu sagen? Verhalten Sie sich ruhig, und es geschieht ein Unglück, wen wird man beim Kopfe nehmen? Wiederum Sie.
WITTE. Guter Gott! mußtest du das über mich und meine Stadt verhängen?!
SCHÖNBURG. Es thut mir herzlich leid, daß ein so trefflicher[202] und pflichtgetreuer Mann in solche Verlegenheit gerathen soll, und obendrein meiner Nichte wegen. Ich kann nichts thun, aber wissen Sie was, gehn Sie zu ihr, sagen Sie ihr, ohne mich zu erwähnen, was zu fürchten steht, machen Sie ihr begreiflich, daß Sie nicht hinreichenden Beistand gewähren können, und bitten Sie sie, noch diesen Abend auf ihr nächstes Gut zu reisen. Sie giebt gewiß nach.
WITTE. Ja, das will ich, auf der Stelle. Dank tausend Dank, mein würdiger Gönner, für Ihren Rath. Ich gehe.
SCHÖNBURG. Gute Verrichtung!
Schönburg geht durch die Mittelthüre ab; Witte, nachdem er ihn bis dahin begleitet, ins Nebenzimmer.
Verwandlung.
Wohnung der Baronin.