Erster Auftritt.

[3] Der Kaiser, Philipp, Fürsten, der Erzbischof von Mainz, Prälaten. Irmengard, umgeben von ihren Frauen. Deutsche Ritter. Kaiserliche Marschälle. Herolde. Später der Burggraf.


ALLGEMEINER CHOR.

Es schwebe der Adler

Des heiligen Reiches,

Mit siegenden Schwingen

In Welschlands Gefild!

Er bringe Verderben

Dem Meutrergeschlechte,

Und werde den Treuen

Ein deckender Schild![3]

KAISER zu den Fürsten.

So schwöret beim Klange

Der Kriegesdrommeten.

Zu folgen dem Adler

Des heiligen Reichs.

Zugleich.


IRMENGARD zu den Fürsten.

Ja eilt zu erkämpfen

Siciliens Thron!

PHILIPP.

Auf, laßt uns erkämpfen

Siciliens Thron!

CHOR DER FÜRSTEN UND RITTER.

Wir folgen dem Adler

Des heiligen Reiches,

Zu blutigen Kämpfen

In Welschlands Gefild.

Wir bringen Verderben

Dem Meutrergeschlechte,

Und werden den Treuen

Ein deckender Schild!

CHOR DER FRAUEN.

Es schwebe der Adler

Des heiligen Reiches,

Mit siegenden Schwingen

In Welschlands Gefild!

Er bringe Verderben

Dem Meutrergeschlechte,

Und werde den Treuen

Ein deckender Schild![4]

KAISER.

Den Segen, Erzbischof, für uns're Waffen!

CHOR DER FRAUEN zu den Fürsten und Rittern.

Gedenket im Kampfe

Des Rittergelübdes!

Den Frauen und Schwachen

Seid gütig und mild.

FÜRSTEN UND RITTER.

Gedenkend im Kampfe

Des Rittergelübdes,

Ist Frauen und Schwachen

Der Tapfere mild.

ERZBISCHOF.

Des Himmels Segen der gerechten Sache!

Ja, Euren Bannern wird er Sieg verleih'n,

Vergeßt Ihr nie im Kampfe Christ zu sein!

FÜRSTEN UND RITTER.

Die Sonne wird schauen

In purpurnen Wellen,

Im Blut der Rebellen

Ihr glühendes Bild.

CHOR DER FRAUEN.

Die Sonne wird schauen

Die Flucht der Rebellen

Von Mauern, von Wällen,

Vom Ruhmesgefild![5]

KAISER.

So sei's! –

Siciliens König, Tancred ist nicht mehr:

Für unser Erbe kämpfe jetzt das Schwert.

Die Kaiserin mit unserm Oheim Conrad

Und einem Heer jenseits der Alpen schon,

Begehren dringend unsern schnellen Aufbruch.

Zuvor jedoch erneu'n wir gegen Heinrich,

Vormals der Sachsen und der Baiern Herzog,

Ja gegen des Rebellen ganz Geschlecht,

Hochfeierlich hiemit des Reiches Acht!

DER BURGGRAF

Entehrt sind Wappen und Panier des Löwen.

IRMENGARD für sich.

Weh! arme Tochter!

PHILIPP eben so.

Unglücksel'ger Freund!

KAISER.

Obgleich ein Greis, ist er, das Haupt der Welfen,

Des Bannes spottend, als Empörer jüngst

Von Albions Küste wieder heimgekehrt,

Und wagt's, da Meut'rer sich ihm zugesellt,

Im offnen Kampf uns, seinem Herrn, zu trotzen! –

Gelobt auf dieses Schwert, zu strafen den Verbrecher,

Zu fechten für des Kaisers Recht![6]

ALLE FÜRSTEN UND RITTER.

Wir schwören,

Zu fechten für des Kaisers Recht!

IRMENGARD wendet sich zum Kaiser.

Erhab'ner Herr! eh' zwischen Hohenstaufen

Und Welfen dieses Hasses Glut entbrannte,

Ward Agnes, nach dem Willen Eures Vaters,

Dem jüngern Welfen, Heinrich, zugesagt

Und feierlich verlobt! Soll nun die Acht

Den Bund zerreißen?

KAISER.

Nicht die Acht zerreißt ihn,

Zerrissen hat schon längst ihn unser Wille.

PHILIPP zum Kaiser.

Vergeßt Ihr, daß mein theurer Waffenbruder

Für Euch in Welschland focht, die Kaiserkrone

Auf's Haupt Euch setzen half, für Eure Größe

Sein Blut verspritzte vor Neapels Mauern?

KAISER.

Vergißt du, daß er schändlich mich verließ,

Daß gegen Frankreichs König er gefochten

Für den gefang'nen Richard, unsern Feind?

IRMENGARD.

Ihr hattet ihn verbannt. – Nun schmachtet er

In einem Kerker Frankreichs schwer verwundet.[7]

KAISER.

Genug von ihm!


Zu den Fürsten und Rittern.


Ihr wißt, was Ihr geschworen.

FÜRSTEN UND RITTER.

Und wiederholen unsern Schwur!

IRMENGARD zum Kaiser.

Erbarmen! –

O, schont in Heinrich meiner Agnes Leben.

Arie.

Zu den Fürsten.


Ja, Deutschlands Helden! ja, tragt die Fahnen

Jenseits der Alpen steiler Wand.

Eilt unserm Kaiser den Weg zu bahnen

Zu Ruhm und Sieg im fremden Land.

FÜRSTEN UND RITTER fallen begleitend ein.

Wir sind bereit ihm den Weg zu bahnen,

Zu Ruhm und Sieg im fremden Land.

IRMENGARD.

Doch verlassen, fern, im Kerker schmachtet

Ein uns so theurer Fürstensohn;

Ihn zu befrei'n, zu retten trachtet,

Naht flehend Euch mit mir dem Thron!

Er werde wieder uns gegeben,

Erkämpfe sich den Siegerkranz,

An ihm hängt meiner Agnes Leben,

Hängt eines Fürstenhauses Glanz.[8]

DER BURGGRAF nachdem ihm ein eingetretener Herold die Ankunft der französischen Gesandtschaft gemeldet.

So eben nahet Frankreichs Abgesandter.

KAISER.

Er sei willkommen.


Zu den Marschällen.


Geht, ihn zu empfangen.


Quelle:
Gaspare Spontini: Agnes von Hohenstaufen. Berlin 1837, S. 3-9.
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