Elfter Auftritt

[264] Servillo und die Vorigen.


SERVILLO. Der Herr Graf soll alsobald nach Hofe kommen und mit den Damens in die Lotterie gehen.

EHRENFRIED. Wird kein Assemblée gehalten?

SERVILLO. Ich kann's nicht wissen, was auf den Abend geschehen möchte.

EHRENFRIED. Geht nur und sagt, daß ich bald kommen wollte.

SERVILLO. Ich werde es auszurichten wissen. Geht ab.

EHRENFRIED. Herr Kapitänleutenant?[264]

FORTUNATUS. Ihro Exzellenz, was befehlen Sie?

EHRENFRIED. Was habt Ihr vor Geld noch im Vorrat?

FORTUNATUS. Ihro Exzellenz, es ist nicht ein Dreier mehr da.

EHRENFRIED. Ja, Ihr müßt Rat schaffen.

FORTUNATUS. Ganz gerne, Ihro Gnaden, alleine wo denn hernehmen?

KLUNTE. Ihro Gnaden, Sie lassen mir nur Pfand geben, ich will bald Rat schaffen.

EHRENFRIED. Hört, Trödelfrau!

KLUNTE. Ihro Gnaden, hier bin ich.

EHRENFRIED. Könnt Ihr mir wohl auf mein verschammeriertes Kleid hier alsobald dreißig Rthlr. Geld schaffen?

KLUNTE. Warum das nicht, Ihro Gnaden? Wenn Sie mir genug Pfand geben, ich will Sie wohl tausend Thlr. schaffen.

EHRENFRIED. Ja, es hilft nichts. Ziehet sein Kleid aus. Herr Kapitänleutenant!

FORTUNATUS. Gnädiger Herr?

EHRENFRIED. Ihr müßt mir unterdessen Euern Rock so lange lehnen, bis ich einen ändern kriege.

FORTUNATUS. Wie Ihro Exzellenz befehlen. Ziehet sein Kleid auch aus und gibt's dem Grafen. Aber was soll denn ich indessen anziehen?

EHRENFRIED. Lasset Euch derweile dieses Kammerdieners seinen Rock geben und ziehet ihn so lange an, bis Rat geschaffet wird.

NARRUFFSKY. Ei, das laß ich wohl bleiben, daß ich meinen Rock wieder weglehne.

EHRENFRIED. Was verschlägt dir's denn, du kannst ja leichtlich einen Tag oder was hintern Ofen sitzen, bis ich ein wenig zu Gelde komme. Hernach sollst du gar einen neuen haben.

NARRUFFSKY. Vor einem Jahre hieße es auch so, alleine es verzogen sich wohl zwanzig Wochen, ehe ich ein Kleid wieder auf den Leib bekam.

FORTUNATUS. Ihr Gnaden, es ist eben nicht groß vonnöten,[265] daß er mir sein Kleid lehnen muß. Habe ich doch selbst noch eins, das ich so lange anziehen kann.

EHRENFRIED. Je nu, wenn dieses ist, so braucht es keiner andern Sorge.

KLUNTE. Nun, wie wollen Sie es denn halten, Ihro Gnaden?

EHRENFRIED. Da nehmt mein Kleid hier und lasset Euch dreißig Rthlr. darauf geben, und die bringet mir hernach nach Hofe.

KLUNTE. Ja, Ihro Gnaden, es soll keine halbe Stunde ins Land gehen, so sollen Sie l'argent content haben. Alleine, wie soll es denn mit den andern Sachen gehalten werden?

EHRENFRIED. Sprecht nur, wenn sie nicht warten wollten, bis ich sie wieder einlösen könnte, so möchten sie nur dieselben verkaufen und mir das Übrige rausgeben.

KLUNTE. Ganz gut, Ihro Gnaden, ich werde alles schon auszurichten wissen.

EHRENFRIED. Das Geld müßt Ihr mir aber bald nach Hofe bringen.

KLUNTE. Ich will mich schon zu rechter Zeit bei Ihro Gnaden einstellen. Gehet ab.

EHRENFRIED. Allons! He, fort in die Lotterie! Im Weggehen. Puff!

ALLE. Puff! Puff! Puff! Gehen ab.


Ballett von alten Trödelweibern.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 264-266.
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