Sechzehenter Auftritt

[290] Feuerfax, Fortunatus, Friedenschild, Mirax, Naruffsky, Pamphilius mit bloßen verrosteten Degen, Sylvester, Marode mit aufgeschlagenem Hahne, Cursino, Culin, Kilian, Damastor mit Säbeln, Mummelmärten leuchtet mit der Fackel.


FORTUNATUS. Wo sind die Bestien?

MUMMELMÄRTEN. Hier, hier, Herr Kapitänleutenant, hier.

FORTUNATUS. Allons! Stechet, hauet, schlaget, schüßet zu!

ALLE. Steht, ihr Hunde! Sie stechen und hauen alle auf einen leeren Fleck, Sylvester, Marode wollen Feuer geben, alleine ihre Büchsen versagen ihnen alle beide.

MUMMELMÄRTEN. Liegen sie nun?

FEUERFAX. Man siehet ja hier niemand.

MUMMELMÄRTEN. Kommt nur hieher, hier wird's sein. Führet sie an eine andere Ecke.

FORTUNATUS. Da ist ja auch kein Mensche.

MUMMELMÄRTEN. So müssen sie sich unsichtbar gemacht haben, denn den Augenblick hatten sie den Herren Grafen hier in der Klause.[290]

FRIEDENSCHILD. Vielleicht sind sie mit ihn durch diese Gasse hier marschieret.

MUMMELMÄRTEN. Es kann auch wohl sein.

FORTUNATUS. Das Ding kömmt mir vor, als wenn's ein abgelegter Karrn wäre.

FRIEDENSCHILD. Du wirst ja gesehen haben, wie die Kerl aussahen?

MUMMELMÄRTEN. Was sollte ich nicht gesehen haben. Sie hatten erschreckliche große Nasen und sahen aus wie die leibhaftigen Henkersknechte.

FEUERFAX. Sie werden Masken vor den Gesichtern gehabt haben, damit man sie nicht hat erkennen sollen.

MUMMELMÄRTEN. Das kann nun auch wohl sein, denn ich stund nur von ferne, und wie der Herr Graf schrie, daß man ihn zu Hülfe kommen sollte, so lief ich stracks nach Euch, und nun weiß ich nicht, wo sie mit hin sein.

FORTUNATUS. Ihr Herren, lasset uns ein wenig rekognoszieren; vielleicht treffen wir sie an.

FEUERFAX. Der Meinung bin ich auch.

FRIEDENSCHILD. Ich rate es den Kerlen, der Tebel hol mer, nicht, daß sie sich antreffen lassen.

MUMMELMÄRTEN. Ei, macht auch fort, wenn wir noch gehen wollen.

FORTUNATUS. Allons! Leuchte du, und Ihr Herren folget mir alle nach, und wenn es was setzen möchte, so werdet Ihr schon wissen, was bei der Sache zu tun ist. Gehen ab.


Es wird musiziert, und unter währender Musik eröffnet sich eine Badstube, worinnen Graf Ehrenfried halb ausgezogen auf einer Schwitzbank sitzet. Eine Maske hält ihn hinten bei dem Kopfe, und ein maskierter Bader schröpfet ihn. Die andern sehen zu und haben ihre Vexationes mit dem Herrn Grafen. Nach verrichteter Arbeit tragen sie ihn wieder auf die Gasse und laufen davon.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 290-291.
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Graf Ehrenfried
Graf Ehrenfried: Abdruck der Erstausgabe von 1700