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[300] Thomas.
THOMAS. Siehe da! Steht doch des Herrn Grafen seine Schlafstube gar offen. Ich will ja nicht hoffen, daß irgendein Dieb bei ihm eingebrochen hat und ihn bestehlen wollen. Es könnte doch wohl sein, weil alles so feste schläft. Oder hat er deswegen die Stubentür mit Fleiß offen gelassen,[300] daß er mich etwan hören will, wieviel ich rufe. Und wenn ich wissen sollte, daß er's deswegen getan hätte, so rufte ich vor seinem Hause gleich nicht. Denn der Herr Graf ist manchmal gar zu wunderlich. Neulich, so kam er mir auch auf der Gasse des Nachts nachgelaufen und nahm mir das Horn und blies damit durch alle Gassen durch. Wie er aber an das Schloß kam und da so ein abscheulich Geblase anfing, so kam einer mit einer Karbatsche zum Schlosse heraus und zukarbatschte da meinen Herrn Grafen braun und blau. Ei, wie kam er hernach so stillschweigend wieder zu mir und gab mir mein Hörnchen wieder. Ach, wie suchte er's hinter den Ohren und ging fein säuberlich nach Hause. Ich muß aber hier doch wohl rufen, damit die Leute hören, welche Zeit es ist. Kömmt jemand und will mir was tun oder das Horn wieder nehmen, so habe ich schon Ordre, wie ich mich verhalten soll. Bläset und rufet.
Hört, ihr Herren, laßt euch sagen:
Der Seiger und der hat zwei geschlagen.
Steht auf, es will Tag werden.
Bläset und gehet ab.
Ausgewählte Ausgaben von
Graf Ehrenfried
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