51. 'ne Äwerraschung

[155] As ick noch Probenrider was,

Vertellt mi mal oll Kopmann Saß,

Dunn reis't ick mal dörch Meckelnborg

Un kamm denn ok nah Wittenborg.

Ick steg in'n irsten Gasthof af.

Kum was ick von den Wagen raf,

Dunn säd de Wirt: »Je, dat is doch fital!

Ick kann Sei hüt kein anner Timmer gewen

As de lütt Stuw rechtsch an den Saal,

Un dor gew ick hüt abend eben

En groten Hun'nratschonen-Ball –

Na, mäglich weiten Sei dat all

Un verlustier'n sick ok en beten?«

»Min Danzen«, segg ick, »heww'ck vergeten,

Un ick bün niderträchtig mäud,

Doch wenn s' nich alltaudull utslagen,

Denn müggt ick't mit de Stuw woll wagen.«

Un somit gungen wi den beid

Ok unnen nah de Gaststuw rin,

Wo ick mi denn vernüchtern ded.

Un endlich würd mi so tau Sinn,

Dat ick de Trepp herupper steg

Un in min Stuw tau Bedd mi läd

Un vör min Bedd de P'rück, de ick all dormals drög.


De Hun'nratschonen wiren all tausamen,

De Saal was vull von Herrn un Damen,

De Ball, de was in vullen Gang'n.

Ick künn tau keinen Slap gelang'n

Un ded in't Bedd herümmer rang'n.

Ick wölterte un wäult mi rümmer,

Un wenn ick dacht, nu slöppst du in,

Denn weckte mi de Trumpet ümmer;

Denn de oll Wand, de was man dünn,[156]

Un von min Lager Wand an Wand,

Dor stunn so'n Bengel von Muskant,

De blos de Trumpet niederträchtig slicht

Un denn so lud, as güng't tau't Jüngst Gericht.

»Ne«, segg ick, »dit's vörbi, ne, dit's

Doch rein tau dull, dit holl de Düwel ut!«

Un spring ut minen Bedd herut

Un ward gewohr, dat dörch de Dörenritz,

Wo't nah den Saal herinne geiht,

Dat Licht hendörche schinen deiht.

De Dör, dat was 'ne Flägeldör,

Un 'n groten Disch, de stunn dorvör.

»Wenn du so nah den Disch rup stegst

Un dörch de Ritz en beten segst«,

Segg ick tau mi in minen Sinn,

»Dat müßt doch recht plesierlich sin.«

Geseggt, gedahn! Bald stah ick dor

Un äwerseih den Saal fast ganz und gor

Un alltausamen, de dor wesen,

Un wo sei dor herümmer schesen.

Ick stah un kik, wo dit sick möt regieren,

Doch endlich ward de Puckel mi doch friren,

So as ick up den Disch dor stunn,

Obschonst dat was bi Sommerdag'.

Ick steg nu von den Disch herun

Un treck den swarten Kledrock an,

Den ick des Sommers ümmer drag,

Un dormit steg ick denn up't Frisch

Heruppe wedder up den Disch.

Ick stah un stah, un stah de Bein

Mi denn binah in't Liw herin.

»Ih«, segg ick, »wat en Nar ick bün!

Wenn ick hir länger will wat seihn,

Denn kann 'ck mi dat bequemer maken.«

Un as ick dat tau mi heww spraken,

Dunn lang' ick mi en Staul herup[157]

Un sett mi dor denn baben up.

Hir sitt ick denn nu wunderschön.

Doch üm bequemer noch tau rauhn,

Weit ick nicks Beteres tau dauhn,

As dat ick an de Dör mi lehn.

Dor satt denn woll kein Rigel vör,

Un't olle Slott müggt ok nich recht mihr hacken –

Mit einmal fängt dat an tau knacken,

Sparangelwid flüggt up de Dör,

Un ick, so wohr ick ihrlich bün,

Fall in 'ne Kegelkadrilg herin.


Nu fang'n s' denn all gefährlich an tau schrigen,

Un de Musik swiggt bommenstill,

Un as ick sacht mi wedder drücken will,

Dunn wird mi einer bi't Slafitken krigen.

»Swinegel«, säd'e, »schämst di nich?

So in den Saal herin tau kamen,

In so en Uptog vör de Damen?«

»Herr Gott!« dacht ick in'n irsten Ogenblick,

»Herr Gott, hei meint gewiß din P'rük«,

Un fat't nu äwer'n Kopp de Hän'n tausamen;

Doch as ick unnen mi besach,

Dunn denk ick doch, ick krig den Slag!

Ick dukt mi also fixing dal

Un sett mi in de Huk nu in den Saal.

Herr Je, wat gaww't nu vör en Larm!

Un ick satt dor, dat Gott erbarm.

Doch endlich ded 'ck en Hart mi faten.

Ick also up! Un kort entslaten,

Wull ick nah mine Stuw herin,

Doch de oll Disch in'n Weg mi stünn.

Na, baben äwer künn'ck nich kamen,

Ick dreiht mi also nah de Damen üm,

Makt ehr en deipen Diener vör:[158]

»Verzeihn Sie«, säd ick, »meine Damen«,

Un kröp nu zirlich unnen dör.

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 2, Rostock 1967, S. 155-159.
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