52. Dat Bannen

[328] Ick weit nich, was dat tau Serrahn,

Was dat tau Groten-Bäbelin –

Dor in de Gegend möt dat sin,

Dor was min Ohm tau Hochtid gahn.

Min Kasper Ohm, dat was en ollen Knaw,

En ihrlich Blaud un tru un brav

Un hadd mit unse Strelitzschen Husoren

In sine wählig Tid un jungen Johren

Den Franzmann düchtig kloppen hulpen,[328]

Un wenn hei stunn in sine gelen Stulpen

So strack un stramm up sine Bein,

Denn künnt ji ok den oll'n Soldaten

Em in sin Öller noch anseihn;

Man schad, sei hadden dow em schaten.

Un wull hei hür'n, wat einer säd,

Denn müßt hei sihr dat Mul upriten,

Wat em just nich am schönsten kledt.


Min Ohm was also tau Bäblin,

Kann mäglich ok Serrahn west sin,

Tau eine lust'ge Hochtid beden;

Un as sei nu nah't Middageten

Tausamen bi den Koffe seten,

Dunn güng dat hen un her mit Reden.

Doch is dat narsch dor mit de Gegend,

Ein mag dor reden, wat ein will,

Von Haken, Pläugen minentwegent,

Tauletzt kümmt doch de Düwel mit in't Spill.

Dat is, as hadd Musch Urian

Grad up de Gegend von Serrahn

Den langen Start dwas äwerleggt

Un hadd tau all sin Takel seggt:

Dit's uns'! In desen Sand un Knirk,

Dor makt jug Sprüng'n un jug Gewirk;

Dit is min eigenes Revier!

As wenn't de meckelbörgsch Blocksbarg wir!

Un durt denn ok nich alltau lang',

Dunn wiren s' richtig midden mang

Den Düwel, Hexen, Kortenleggen,

Arwslätel, Späuk, Säwlopenlaten;

De ein wüßt dit, de anner dat tau seggen.

Vör allen was't so'n Burß von Kannedaten,

Herr Gott doch, ne! Wo redt de Mann!

De füng tauirst mit Dischdreihn an

Un kamm up Späuken, Hexen, Düwel,[329]

Un all'ns bewes' hei ut de Bibel.

Dunn rückt min Öhming neger ran

Un ret sin leiwes Mul wid apen

Un seggt tau Jehann Hinrich Papen:

»Du, Vadder, segg, wat seggt de Mann?«

»Hei seggt, an't Dischdreihn künn wi seihn,

Dat hüt tau Dag' noch Wunner scheihn.«

»So?« säd min Ohm, »dat seggt de Mann?«

Un durt nich lang', dunn fröggt hei wedder:

»Jehann, wat iwert sick de Mann?

Wat rönnt hei ümmer up un nedder?«

»Je«, seggt Jehann, »denk di mal bloß,

Hei seggt, de Düwel, de is los

Un wirkt von Dag tau Dagen slimmer

Un geiht in'n brunen Kledrock rümmer.«

»Dat«, säd min Ohm, »dat seggt de Mann?«

Doch wohrt't nich lang', höllt hei sin Uhr heran

Un ritt sin Mul noch wider apen

Un fröggt taum Drüdden Jehann Papen:

»Wat seggt hei nu? Hei kanzelt jo

Un springt herüm un towt jo so?«

»Hei seggt, wer nich an Bann un Späuk deiht glöwen,

Un dat't up Stun'ns noch Hexen giwwt,

De glöwt nich an de heilig Schriwwt,

Dor stünn dat düdlich naug in schrewen.

Noch nilich hadden weck Pasturen

Dat unner'n anner ingeset't,

Wer nich den Hexenglowen hett,

De wir noch nich up't Frisch geburen,

Denn so en Minsch, dat wir kein Christ.«

»Dat Wurd hadd hei nich seggen müßt«,

Seggt Kasper Ohm un seggt Jehannen

Wat in dat Uhr un steiht tau Höcht.

»Na, wat de Herr Kann'dat hir seggt

Von Hexen, Späuken un von Bannen,

Hett sinen Grund. Ein möt dat blot verstahn,[330]

De Sak bet up den Grund tau gahn.«

»Na«, springt nu de Kann'dat in En'n

Un riwwt vergnäuglich sick de Hän'n,

»Da hören Sie's! – Der brave Mann,

Der würd'ge Herr glaubt auch daran.«

»Wat«, fröggt min Ohm, »wat seggt hei nu?«

»Hei seggt, en würd'gen Herr wirst du.«

»Dat will'ck em wisen, dat ick't bün.«


Un hei fängt an so tau vertellen:

»Dat kann an sößteihn Johren sin,

Dunn müßt sick dat taufällig stellen,

Dat ick von wegen min Gehür

Bi Doktor Krüger-Hansen wir

Tau Güsterow.

De Red', de kamm up dit un dat,

Un hei vertellt mi, dat hei vör de Stadt

En wunnerschönen Goren hadd,

De recht so in de Schuling leg,

Mit Spars' un Win un Awt – man schad,

Dat hei seindag nich wat von kreg.

Hei let nu 's Nachtens dorbi waken,

Doch as dat schüht bi so'ne Saken,

Hadd'n irst em blot de Deiw' bestahlen,

So stöhlen nu de Wächters mit,

Un dorför müßt hei s' noch betahlen.

Kort, de Geschicht würd ümmer slimmer.

Hei treckt 'ne grote Steinmur rümmer

Un denkt, dat dit em helpen sall,

Doch, leiwer Gott! Hei markte ball,

Dat ok de Utgaw was ümsünst.

Wat nu tau dauhn? – De Oll verstunn

Ein beten von de swarte Kunst,

Un wenn hei ok nich hexen kunn,

So kunn hei doch en beten bannen.

Hei geiht nu also vör dat Dur[331]

Un bannt linksch üm dreimal de Mur. –

Wi reden nu noch hen un her!

Ick säd, dat mi dat wunnern ded,

Dat hei bi sine Dokteri

Noch so'n Geschäft drew nebenbi,

Dunn ward dat buten en Geschri,

Un rinne stört't so'n Burß von achteihn Johren.

'Herr Dokter, kamen S' rut nah Ehren Goren,

Min Jochen-Brauder sitt

Un ritt

All sid hüt morgen hentau säben

Up Ehr verfluchte Steinmur up un dal;

De Mur, de will em los nich gewen,

Hei ritt sick dörch, der Deuwel hal!'

Na, hadd de Dokter em't ok günnt,

So was hei doch en Minschenfründ,

Un hei gung rut, un ick gung mit.

'Süh, wo hei dor herümmer ritt!'

Seggt Dokter Hansen, »na, Patron,

Du kriggst denn noch den richt'gen Lohn.«

Dor satt denn nu dat Worm in Nöten,

Bald satt hei linksch, bald rechtsch en beten,

Un blot de Midd, de trut hei nich.

Un üm em rümmer hadden sick

Sin sauberen Gesellen funnen,

De keken ganz verdutzt von unnen

Un säd'n tau sick: 'Dat süll uns fehlen!

In'n Doktergor'n nich wedder stehlen!'

Na, Hansen gung nu dreimal rechtsch herüm

Un brummt en Spruch mit halwe Stimm,

Dunn was't vörbi, dunn höll em nicks,

Dunn was hei rute ut de Supp,

Dunn rönnt hei furt un 'holl di jo nich, jo nich up',

As hadd hei Füer in de Büx.«

»Sehn Sie's«, seggt de Kann'dat, »sehn Sie's!

Ein bündiger Beweis ist dies:[332]

Der würd'ge Mann, er hat es selbst gesehn,

Wie es am hellen Tag geschehn.

Nun streit mal einer gegen Spuk un Bann!«

»Wat«, fröggt min Ohm, »wat seggt de Mann?«

»Hei freut sick, dat du sülwst dat seihn,

Wo't mit dat Bannen is gescheihn.«

»Dat also«, seggt min Ohm, »dat seggt de Mann? –

Je, ick heww noch wat anners seihn.

Wi seten knapp tau Hus tausamen,

Dunn müßt de Bengel rinne kamen,

Un Hansen säd nu tau den Jungen:

'De Sak, de is uns gaud gelungen,

Hir hest en Daler för dat Riden,

Un wil din Büxen deden liden,

Hir noch acht Gröschen för de Büx.' –

Wat seggt hei nu?« – »Nu seggt hei nicks.«

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 2, Rostock 1967, S. 328-333.
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