|
[179] (Vier Stimmen.)
Von den Bergen erklingt
Und die Thäler durchdringt
Mit Gesängen ein festliches Regen!
Was da jauchzet und ruft
Durch die sonnige Luft,
Gilt des Herbstes beglückendem Segen.
Die das Mühen vergilt,
Die das Hoffen erfüllt,
Der auch wir uns vertrauend befahlen,
Auf der Liebenden Kranz
Ruht heute dein Glanz,
O Sonne, mit leuchtenden Strahlen!
(Jünglinge.)
Auf beschwerlichem Pfad
Bis zu felsigem Grat
War die Arbeit ein Kämpfen und Ringen.
Was, von Geistern gesandt,
In die Traube gebannt,
Läßt im Kampf nur dem Tag sich erringen.
[180]
In die Dauben gefaßt
Ist die köstliche Last,
Wo die Flammen im Moste noch gähren,
Bis aus wirbelnder Fluth
Zu kristallener Gluth
Sich die strahlenden Geister verklären.
(Mädchen.)
Ist die Ernte gethan,
Für den festlichen Plan
Sind geschäftig die rheinischen Mädchen,
Und mit pochender Brust
Zu des Tanzes Lust
Wird gemustert in Schränken und Lädchen.
Wer den Reigen begehrt,
Halt' im Herzen es werth,
Uns mit höflicher Art zu gefallen!
Ob er uns auch gefällt,
Sei dahin noch gestellt,
Wir aber gefielen noch Allen!
(Chor.)
Wem der Segen gediehn,
Wem der Tag auch erschien,
Da ihm winken die Hochzeitskerzen,
Hat am doppelten Fest
Sich erkoren das Best',
Und bewahr' es im innersten Herzen!
[181] (Vier Stimmen.)
Wie bekränzt ist das Haus
Mit Gewinden und Strauß,
Die Beglückten daheim zu empfangen!
Was der Tag uns verleiht
Als das schönste Geschmeid'
Durchstrahlet uns Augen und Wangen!
(Chor.)
Die uns Alles gewährt,
Die das Lied uns verklärt,
Ihr gesegneten Ufer und Auen!
Wem das Leben ihr gabt,
Dem kräftigt und labt
Ihr die Seele mit stolzem Vertrauen!
Drum am Fest, das uns blüht,
Mit erhobnem Gemüth
Euch bringen wir Dank im Gesange!
Daß ein ewiges Band,
O du rheinisch Land,
In der Liebe zu dir uns umfange!
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
|
Buchempfehlung
E.T.A. Hoffmanns zweiter Erzählzyklus versucht 1817 durch den Hinweis auf den »Verfasser der Fantasiestücke in Callots Manier« an den großen Erfolg des ersten anzuknüpfen. Die Nachtstücke thematisieren vor allem die dunkle Seite der Seele, das Unheimliche und das Grauenvolle. Diese acht Erzählungen sind enthalten: Der Sandmann, Ignaz Denner, Die Jesuiterkirche in G., Das Sanctus, Das öde Haus, Das Majorat, Das Gelübde, Das steinerne Herz
244 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro