[Fackel du am Himmelszelt]

Fackel du am Himmelszelt,

Gottes Huld auf dieser Welt!

Wolle hören auf mein Fleh'n,

Und auf meine Lage seh'n:

Denn aus hundertfacher Qual

Eilt' ich flüchtend in dein Thal.

Segne mich mit milder Hand,

Schüttle nimmer dein Gewand!

Giesse aus die Gnadenfluth,

Lösche meines Grames Gluth,

Oder mach' mich, Issa gleich,

Frei von diesem Gluthenreich.

Oeffne mir der Gnaden Thür,

Dass ich möge für und für

Hunderttausend Rosenau'n

Und Jasminenfelder schau'n;

Oder lass' in meine Brust

Ströme fliessen hehrer Lust:

Wasser, Honig, Milch und Wein

Sollen diese Ströme seyn.

Gib, was ich gewünscht von dir,

Oder tilg' den Wunsch in mir;

Halte ja dein Wort gewiss;

Thue Jenes oder Diess.

Flehe ohne Unterlass

Um den Beistand Mustafa's,

Der auf des Erbarmens Pfad

Huldvoll diese Welt betrat!

Quelle:
Rumi, Ǧalal o’d-din: Auswahl aus den Diwanen. Wien 1838, S. 161-163.
Lizenz:
Kategorien: