Actus I.

DER EHRNHOLD tritt ein, neigt sich und spricht.

Heyl und genad von Got, dem Herrn,

Sey euch allen nahet und ferrn,

Ir erbern herrn und züchting frawen

Und all, so hie wöllen zu-schawen

Ein schöne comedi agirn,

Wie mit wirthschafft und panckadirn

Ein junger reicher stoltzer mann

Sein zeit unnützlich hat verthan

In allem wollust hie auff erdt,

Darmit sein leib und seel beschwert,

Das zukünftig gar nit betracht,

Gottes und seines worts nit acht!

Hört, schweigt und merckt und haldet rhu!

Nembt anfang und mittel darzu,

Wie es sich darmit enden thu!

HECASTUS der reich mann, gehet ein, setzt sich und spricht.

Ich glaub, das kein glückhaffter mann

Auff erd sey, der mir gleichen kan,

Wann mir felt nichts an gut noch leib,

Ich hab ein schön und freundlichs weib,

Ein groß haußgsind und dapffer söhn,[137]

Mein dochter die sind zart und schön,

Die schönsten heuser in der statt,

Darinn den köstlichsten haußrat,

Groß schätz von kleinoten und gelt,

Auff dem land dörffer, vieh und feldt,

Schlösser und sitz an manchem endt,

Von den auffheb ich zinß und rendt.

Drumb leb, meine liebe seel, von allem

Güttern nach deinem wolgefallen

Und für ein frewdenreiches leben!

Thu fort in allem wollust schweben

Mit gutn gesellen nacht und tag!

Ker dich nit an der pfaffen sag,

Die sprechen, das wir nach dem leben

Des guts halb müssen rechnung geben!

Das ich doch alles halt für lügen.

Des wöll wir schlemmen, weil wir mügen.

Ietzt geh ich zu meim freundt Deman,

Das frümal mit im zeren than.

Ghe, knecht, und heiß mir auß dem hauß

Mein frawen bald kommen herauß!

EPICURIA das weib, kompt und spricht.

Mein mann, warumb ruffstu mir itz

Rauß an lufft und der sonnen hitz?

Kanstu mirs in dem hauß nit sagen?

DER REICH MANN spricht.

Du schöne ros, was thustu klagen?

Deck dein haupt mit eim schleyer zu!

EPICURIA das weib, spricht.

Laß ab dein spott! sag! was wiltu,

Das du mich rauß beruffen hast?

HECASTUS der reich mann, spricht.

Da wil ich ietzund gehn zu gast

Zu Demonem, meim guten freundt.

Du aber richt uns zu auff heint[138]

Ein köstlich mal auffs aller-best

(Wann ich wirdt haben ehrlich gest),

Auff das wir ins erbieten wol!

DAS WEIB spricht.

Mein lieber haußwirt, sag! und sol

Ich ein news wider kochen heint,

Weil nechten uberblieben seint

Speiß gnugsam heint noch auf zwen tisch?

HECASTUS der reich mann, spricht.

Hörst nit? gehe hin, koch lauter frisch!

Wer wil dein uberbleibling essen?

Wie ist dein kargheit so vermessen?

Und das dich auch der ritt muß schütten!

DAS WEIB spricht.

Ey vor dem wöll uns Gott behüten!

Zürn nicht, mein mann! bedenck dich baß,

Was der prediger sagen was,

Am jüngsten tag rechnung zu geben,

Was wir allhie in diesem leben

Etwan so unnützlich verzern!

DER REICH MANN spricht.

Die pfaffen thun nur sollichs lern

Und trowen uns mit solchen dingen,

Darmit sie das gelt von uns bringen,

Als weren wir mörder und heiden,

Denn solche trawort sind bescheiden.

Wir sind gut Christn und hören predig,

Geben almusen und sind ledig.

Darumb förcht dir nichts uberal!

Richt uns zu ein köstlich nachtmal!

Ietzund gehe ich dahin zu dem

Meim guten freund, du weist wol wem,

Wil bey im biß zu abend bleiben

Und mit kurtzweil den tag vertreiben.

Du, sag gar niemand, wo ich bin![139]

DIE FRAW spricht.

Ich wil es thun; geh du nur hin!

DER REICH MANN spricht.

Panocite, kom und gehe mit mir!

PANOCITUS der knecht, spricht.

Ja, herr, ich wil nach-tretten dir.


Der herr geht mit dem knecht ab.


DIE FRAW schreit.

Datre, Datre, kom rauß zu mir!

DATRUS der koch, kompt und spricht.

Hie bin ich, fraw! was wollet ir?

DIE FRAW spricht.

Da nem den korb und darmit lauff

Hin unter die fleischbenck und kauff

Umb die zwen schilling auff das best!

Der herr wil aber haben gest.

DER KOCH spricht.

Ja wol, zwen schilling klecken nicht.

DIE FRAW spricht.

Du hast gnug, du arger bößwicht!

DER KOCH spricht.

Nein fürwar, doch gib ich ein rath:

Wir wöllen heint zu abent spat

Das nechtig kalt brates dargegen

Under das warm frisch prates legen,

Das wir dest ringer kommen auß.

DIE FRAW spricht.

Ja, thus! ich wil gehn in das hauß

Und all ding verordnen besunder.


Die fraw geht ab.


DER KOCH redt mit im selbs und spricht.[140]

Ey sol nit einen nemen wunder

Von der grossen kargheit der frawen?

Ich muß nur mit dem fuchßschwantz hawon

Und reden, was sie geren hört,

Das sie sich nit gehn mir entpört.


Der koch gehet mit dem korb ab.


DER REICH MANN kompt mit seinem freund Demone und spricht.

Demone, hie wöll wir herauß

An den lufft sitzen für das hauß

Und ein par stund vertreiben spet

Und der lurtz spielen in dem bret.

Das soll gelten ein becher wein.

DEMONES der freundt, spricht.

Ja wol, das selbig muß ja sein.

DER REICH MANN spricht.

Du mein knecht, schenck uns ein in kheim

Und lauff denn eillend wider heim,

Das man bereit die gasterey,

Den besten wein anstechen sey!

Den saal richt zu zu einem dantz

Auff heint, zu leben frölich gantz,

Und das es gentzlich fehl an nichten!

DER KNECHT spricht.

Ja, herr, ich wil es als außrichten.


Der knecht gehet ab.


DER REICH MANN spricht zum freundt.

Von erst fach wir an das lurtz-spil!

DEMONES wirfft und spricht.

Ses, es, die gab ich geben wil.

DER REICH wirfft und spricht.

Ich hab zinck drey, ich wil anfahen.

DEMONES wirfft und spricht.[141]

All zincken, den stein muß ich schlahen.

DER REICH greifft in die seitten und spricht.

Und wenn ich soll die warheit sagen,

Wie du mir hast den stein geschlagen,

Da ist mir etwas gar von weitten

Geschossen in die lincken seitten

Und sticht mich sehr; o weh, weh mir!

DEMONE der freundt, spricht.

Hecaste, ich mein, es traum dir.

DER REICH MANN spricht.

Nein, mir traumbt nit; o laß uns zwen

Wider hinein ins hause ghen!

DER FREUNDT spricht.

Ja, doch thu ieder vor ein trunck.

DER REICH MANN spricht.

Des trinckens hab ich schon genunck.

Mir ist nit recht; laß mich ins hauß!

DEMONES der freundt, spricht.

So kom! ich gib ietz quater taus.

Drinn spilen wir die lurtz gar auß.


Sie nemen das spilbret, gehen ab.


Quelle:
Hans Sachs. Band 6, Tübingen 1870–1908, S. 137-142,188-189.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Apuleius

Der goldene Esel. Metamorphoses, auch Asinus aureus

Der goldene Esel. Metamorphoses, auch Asinus aureus

Der in einen Esel verwandelte Lucius erzählt von seinen Irrfahrten, die ihn in absonderliche erotische Abenteuer mit einfachen Zofen und vornehmen Mädchen stürzen. Er trifft auf grobe Sadisten und homoerotische Priester, auf Transvestiten und Flagellanten. Verfällt einer adeligen Sodomitin und landet schließlich aus Scham über die öffentliche Kopulation allein am Strand von Korinth wo ihm die Göttin Isis erscheint und seine Rückverwandlung betreibt. Der vielschichtige Roman parodiert die Homer'sche Odyssee in burlesk-komischer Art und Weise.

196 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon