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[176] Es ist sehr dunkel und sehr still in der Wüste.
Doch das hält nicht lange an.
Es knistert plötzlich, und hinten wird der Himmel rot – dunkelrot – weinrot!
Durchsichtig ist der weinrote Himmel – aber hinter ihm ist nichts zu sehen – gar nichts zu sehen.
Dagegen sieht man vor dem weinroten Himmel was: von rechts[176] und von links kommen riesig große schwarze Giraffen heran und schreiten gravitätisch – albern mit dem Kopf nickend – der Mitte zu.
Und die großen schwarzen Giraffen lachen furchtbar hochmütig, denn sie halten sich für das auserwählte Geschlecht – auf Erden ist nicht ihresgleichen. Sie, die großen schwarzen Giraffen, kommen mit ihren Köpfen dem Himmel am nächsten. Auf Erden kann kein Geschöpf den Kopf höher tragen.
Die Giraffen nicken sich albern zu, lachen und tun gräßlich vornehm. Sie spazieren auf und ab und begrüßen sich immerzu – wie Gigerls auf der Promenade.
Oh! Diese Giraffen! Nein!
Die Erde ist schwarz, die Giraffen sind schwarz, und der Himmel ist weinrot. Die Riesenwespen aber, die jetzt von oben herunterfliegen, sind gelb wie blühende Butterblumen.
Die gelben Riesenwespen stechen den Giraffen in die Nasen, die von den dummen Tieren viel zu hoch getragen werden.
Oh! Da verändert sich das Promenadenbild.
Die Giraffen nicken nicht mehr, lassen auch das Lachen sein – sie springen wie Riesenflöhe hoch in die Höhe – recken die Hälse wie Elefantenrüssel – hampeln mit den Beinen herum, als wenn sie Pyramiden besteigen wollten – schnauben Wut – stecken die Köpfe in den Sand wie der Vogel Strauß – springen dann wieder wie Riesenflöhe – – – kurzum: sie sind wild, verfluchen die Wespen und recken die Hälse nach allen Seiten. Sie krümmen den Hals, daß man glauben könnte, sie wollten sich ganz und gar in toll gewordene Schlangenleiber verwandeln.
Die Giraffen verrenken ihre Glieder, als wenn sie verrecken möchten.
Indessen – nur ihr Gelächter verreckt in der Ferne – wie ein sterbender Föhn – wie ein sterbender Föhn!
Es wird grausig – das Schattenspiel!
Der weinrote Himmel leuchtet mächtig auf, als wollte er sagen:
»Es ist leichter, seine Nase in ein Weinglas zu stecken – als in den Himmel!«
Die Giraffen gehen jammernd und geduckt rechts und links ab.
Die heißen Tränen der großen Tiere zischen im Wüstensande – wie verprügelte Klapperschlangen.[177]
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Immer mutig!
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