[675] Die Vorigen. Burleigh. Leicester und Paulet. Leicester bleibt ganz in der Entfernung stehen, ohne die Augen aufzuschlagen. Burleigh, der seine Fassung beobachtet, tritt zwischen ihn und die Königin.
BURLEIGH.
Ich komme, Lady Stuart, Eure letzten
Befehle zu empfangen.
MARIA.
Dank, Mylord!
BURLEIGH.
Es ist der Wille meiner Königin,
Daß Euch nichts Billiges verweigert werde.
MARIA.
Mein Testament nennt meine letzten Wünsche.
Ich habs in Ritter Paulets Hand gelegt,
Und bitte, daß es treu vollzogen werde.
PAULET.
Verlaßt Euch drauf.
MARIA.
Ich bitte meine Diener ungekränkt
Nach Schottland zu entlassen, oder Frankreich,
Wohin sie selber wünschen und begehren.
BURLEIGH.
Es sei, wie Ihr es wünscht.[675]
MARIA.
Und weil mein Leichnam
Nicht in geweihter Erde ruhen soll,
So dulde man, daß dieser treue Diener
Mein Herz nach Frankreich bringe zu den Meinen.
– Ach! Es war immer dort!
BURLEIGH.
Es soll geschehn!
Habt Ihr noch sonst –
MARIA.
Der Königin von England
Bringt meinen schwesterlichen Gruß – Sagt ihr,
Daß ich ihr meinen Tod von ganzem Herzen
Vergebe, meine Heftigkeit von gestern
Ihr reuevoll abbitte – Gott erhalte sie,
Und schenk ihr eine glückliche Regierung!
BURLEIGH.
Sprecht! Habt Ihr noch nicht bessern Rat erwählt?
Verschmäht Ihr noch den Beistand des Dechanten?
MARIA.
Ich bin mit meinem Gott versöhnt – Sir Paulet!
Ich hab Euch schuldlos vieles Weh bereitet,
Des Alters Stütze Euch geraubt – O laßt
Mich hoffen, daß Ihr meiner nicht mit Haß
Gedenket –
PAULET gibt ihr die Hand.
Gott sei mit Euch! Gehet hin im Frieden!
Ausgewählte Ausgaben von
Maria Stuart
|